Politik

Familienarbeitszeit: SPD plant Entlastung für pflegende Angehörige

  • Montag, 3. April 2017
/Peter Maszlen, stock.adobe.com
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Berlin – Union und SPD wollen mit Entlastungen für Familien – unter anderem bei der Pflege von Angehörigen – im Wahlkampf punkten. Nachdem in der großen Koalition dazu nichts mehr geht, prescht SPD-Vize und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig vor. Sie machte heute ihr Konzept zur „Familienarbeitszeit“ publik. Damit sollen Väter und Mütter künftig ihre Arbeitszeit zwei Jahre lang auf 26 bis 36 Stunden reduzieren können und dafür ein Familiengeld von zusammen 300 Euro erhalten.

Eine ähnliche Regelung soll auch Angehörige entlasten, die sich um Pflegefälle in der Fa­milie kümmern. Damit hat Schwesig ihr schon 2016 vorgelegtes und von der Union ab­ge­lehntes Konzept erweitert. Die Kosten werden auf insgesamt 2,5 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt. „Familien sind heute unter massivem Druck durch eine Doppelt- oder Dreifachbelastung“, sagte Schwesig.

Frauen leisten dezeit 80 Prozent der Arbeit für Kinder und Pflegefälle 

Sie will mit ihren Plänen auch einen Kulturwandel befördern und das immer noch vor­herr­schende Modell schwächen, wonach Väter nach der Geburt eines Kindes weiter Vollzeit arbeiten und Mütter erheblich reduzierte Teilzeit. Sie kritisierte, dass Frauen derzeit 80 Prozent der Arbeit für Kinder und Pflegefälle leisteten. Nicht die Familie sollte arbeits­freundlicher, sondern die Arbeitswelt familienfreundlicher werden, sagte sie.

Schwesig warf Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Union vor, in der gemeinsamen großen Koalition alle Vorstöße in diese Richtung blockiert zu haben. Die Familienarbeits­zeit werde es „nur mit einem Kanzler Martin Schulz geben“, sagte sie. „CDU und CSU haben bewiesen, dass es ihnen egal ist, wie die Familien im Alltag klarkommen.“

Der Arbeitgeberverband BDA wies die Vorschläge Schwesigs als „überflüssig“ zurück. Stattdessen seien mehr Ganztagskitas dund Ganztagsschulen notwendig. Der Verband Gesamtmetall nannte die Pläne „absurd“ und befürchtet eine Verschärfung des Arbeits­kräftemangels. Die Linke-Vorsitzende Katia Kipping meinte, die Pläne griffen zu kurz. Und Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) warf Schwesig vor, Väter und Mütter bevor­munden zu wollen.

Seehofer kündigt Förderung für Familien an

CSU-Chef Horst Seehofer hatte am Wochenende angekündigt, auch die Union wolle die Förderung von Familien zu einem zentralen Thema im Wahlkampf machen. Der Bild am Sonntag sagte er, derzeit prüfe seine Partei etwa einmalige finanzielle Hilfen für junge Paare für Anschaffungen wie Kinderwagen und Babyausstattung sowie Steuererleichte­run­gen für Eltern. Außerdem sei die Einführung eines Bildungskontos im Gespräch sowie die schrittweise Abschaffung von Kita-Gebühren.

dpa

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