Wissenschaftsrat empfiehlt eigenständige Institution für Qualität und Weiterentwicklung der Hochschullehre
Berlin – In einem neuen Positionspapier „Strategien für die Lehre“ betrachtet der Wissenschaftsrat die bisherigen Entwicklungen und Ansätze zur Stärkung der Hochschullehre und empfiehlt die Gründung einer eigenständigen Organisation für die Lehre. Sie könnte so mehr Gewicht und Sichtbarkeit erhalten, sagte Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrates. „Auch die Lehre braucht in Deutschland eine eigene Stimme“, betonte sie.
Laut dem Rat sind in den letzten Jahren insbesondere durch zahlreiche Förderprogramme zahlreiche innovative Lehrprojekte entstanden. Allerdings existiere an vielen Hochschulen noch keine übergeordnete Strategie für den Bereich der Lehre, mit der die vielen Einzelerfolge inhaltlich verknüpft und langfristig die Erfolge stabilisiert werden könnten.
Auf Lehrziele verständigen
Letztlich sei es die Verantwortung der Hochschulen, gute Lehre zu bieten: „Um die gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten zu stärken, muss man sich zunächst auf die Ziele von Lehre verständigen und diese Lehrziele klar und differenziert beschreiben. Hier sehen wir noch Verbesserungsbedarf“, erläuterte Brockmeier.
Diese inhaltliche Zielorientierung der Studiengänge sollte mit einer umfassenden Lehrstrategie in Einklang stehen. „Damit können wirkungsvoll die vielen Aufgaben der Lehre verzahnt werden: von der Curriculumsentwicklung einzelner Studiengänge über passende didaktische Qualifizierungsangebote bis hin zum Umgang mit der Heterogenität der Studierenden oder der Digitalisierung in der Lehre“, so Brockmeier.
Erprobte wirkungsvolle Strukturen zur Verbesserung der Lehre sollten durch die Grundausstattung der Hochschulen und nicht durch temporäre Fördermittel finanziert werden können, betonte der Wissenschaftsrat. Gleichzeitig seien wirksame Anschlüsse an den Qualitätspakt Lehre nach 2020 nötig. Die entstandene Expertise sollte vernetzt werden, um wirkungsvolle Maßnahmen zu übertragen und auszubreiten. Auch dies könnte die neue Lehrorganisation nach den Vorstellungen des Wissenschaftsrates übernehmen.
Gestaltungsspielräume nutzen
Unterstützung für seine Vorschläge erhält der Wissenschaftsrat vom Stifterverband: „Insbesondere begrüßt der Stifterverband den Vorschlag, eine eigenständige Einrichtung zur Förderung und Entwicklung der Hochschullehre zu schaffen, die Lehrexpertise bündelt, Lehrinnovationen unterstützt und den Austausch hochschulübergreifend befördert. Ich appelliere an Bund und Länder, ihre Gestaltungsspielräume zu nutzen und diese Empfehlung zeitnah umzusetzen, um eine Innovationskultur auch in der Lehre voranzutreiben“, sagte der Generalsekretär des Stifterverbandes, Andreas Schlüter.
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