Wissenschaftsrat wirbt für „Europäische Hochschule“

Berlin – Die deutschen Hochschulen sollen verstärkt mit internationalen Partnern zusammenarbeiten, insbesondere mit Hochschulen in Europa. Das empfiehlt der Wissenschaftsrat. Im Sinn hat er dabei eine „Europäische Hochschule". Mit dieser könne überzeugend für Werte, wie Wissenschaftsfreiheit, Weltoffenheit, Verantwortung und kulturelle Vielfalt geworben werden, meint das Gremium. Bei seinen diesjährigen Sommersitzungen Anfang Juli in München beschäftigte es sich intensiv mit den Folgen globaler Entwicklungen für die grenzüberschreitende Wissenschaft.
Anlass für die Erarbeitung der „Empfehlungen zur Internationalisierung von Hochschulen“ seien die Bedrohung der Forschungsfreiheit durch autoritäre Tendenzen, eine zunehmende Wissenschaftsskepsis und eine veränderte weltpolitische Lage gewesen, erläuterte Martina Brockmeier, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, heute in Berlin. „Wir müssen in allen internationalen Konstellationen klar für unsere Werte und Qualitätsansprüche eintreten und als Botschafter für die freie Ausübung von Wissenschaft, die wissenschaftliche Integrität und den Schutz geistigen Eigentums in die Welt gehen", betonte sie.
Die deutschen Hochschulen möchte der Rat für die Chancen und Risiken im Umgang mit neuen Partnerstaaten sensibilisieren. Er schlägt dazu vor, eine zentrale Beratungsstelle beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) oder bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) einzurichten. Zudem fordert er, die Ausstattung des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung zu verbessern. „Um ihre Strategien langfristig zu verfolgen, benötigen die Hochschulen aber auch für die Internationalisierung eine auskömmliche Grundfinanzierung", sagte Brockmeier.
Konkret soll die Idee der Europäischen Hochschule durch gemeinsame Lehrpläne von Hochschulen und Mehrsprachigkeit verwirklicht werden. Studierende würden dabei von interkulturellen Erfahrungen und Doppelabschlüssen profitieren, meint der Rat. Seine Empfehlungen zur Internationalisierung der Hochschulen entwickelte er zwar vorrangig aus einer systemischen Perspektive, betrachtet aber auch einzelne Institutionen in seinem Papier. Adressaten seien nicht nur die Hochschulen, sondern auch die politischen Akteure und die wissenschaftlichen Förderorganisationen, die die Rahmenbedingungen für die Internationalisierung von Hochschulen verbessern können, erklärte Brockmeier.
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