Zahnärzte betonen Bedeutung der Vorsorge auch während der Pandemie

Münster – Die Information, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehle den Aufschub nicht dringende Zahnbehandlungen, um „einer weiteren Ausbreitung des neuartigen Coronavirus vorzubeugen“, gilt laut der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) nicht für Deutschland.
Die WHO habe vielmehr eine globale Empfehlung ausgesprochen. Die aktuelle Ausbreitungssituation von COVID-19 in Brasilien, den USA oder afrikanischen Staaten sei aber nicht mit Deutschland vergleichbar.
„In Deutschland haben wir die Infektionsrate aktuell immer noch niedrig, vor allem im Vergleich zu anderen Staaten. Zudem haben wir eigene offizielle nationale Empfehlungen für die Gesundheitsversorgung“, betonte BZÄK-Präsident Peter Engel.
Entscheidend seien jedoch auch die hiesigen strengen Hygienevorschriften und die moderne Praxisausstattung: die deutsche Zahnmedizin sei im Bereich Hygiene „hervorragend aufgestellt“.
„Gerade in Zeiten einer Pandemie ist eine gesunde Mundhöhle wichtig, um Infektionskrankheiten zu vermeiden. Patienten sollen deshalb keine routinemäßigen Besuche beim Zahnarzt verschieben“, sagte der Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, Jost Rieckesmann.
Wenn Behandlungen unterbrochen oder behandlungspflichtige Befunde ohne Untersuchungen übersehen und nicht behandelt werden könnten, träten nicht nur zahnmedizinische Schäden auf, sondern auch Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen sowie Diabetes könnten negativ beeinflusst werden, warnte er.
Man beobachte aktuell wieder eine deutliche Zunahme von zahnärztlichen Behandlungen zur akuten Schmerzbeseitigung, erläuterte Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe.
Viele Patienten würden aus Verunsicherung bei ersten leichten Symptomen nicht zum Zahnarzt gehen oder nicht zur notwendigen regelmäßigen Kontrolle erscheinen. Dadurch komme es zur unerwünschten Verschlimmerung von Befunden und Schmerzen.
„Aufgrund des hohen Hygienestandards in unseren Praxen sind Zahnarztbesuche weiterhin möglich. Zahnarzttermine sollten wegen der Bedeutung der Mundgesundheit für die Allgemeingesundheit unbedingt wahrgenommen und nicht verschoben werden“, betonte auch Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin.
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