Zeitdruck in der Klinik lässt zu wenig Raum für das Patientengespräch
Mannheim – Im stressigen Klinikalltag und angesichts des ökonomischen Drucks, der auf vielen Medizinern lastet, bleibt häufig zu wenig Zeit für das Gespräch mit dem Patienten. Das kritisiert die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Bei betreuungsintensiven Fachdisziplinen wie etwa der Diabetologie oder der Rheumatologie leide auch der Behandlungserfolg unter der fehlenden Gesprächszeit, warnt die Fachgesellschaft.
Petra-Maria Schumm-Draeger über die Bedeutung der „Sprechenden Medizin“. /youtube, mcon Mannheim
„Das Gespräch mit dem Patienten ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass er überhaupt Vertrauen gewinnen kann – zur Medizin und zum behandelnden Arzt. So können wir ihm beispielsweise Mut machen, eine Behandlung zu beginnen“, erläutert Petra-Maria Schumm-Draeger, Vorsitzende und Kongresspräsidentin der DGIM aus München. Aber Studien zufolge unterbrechen viele Ärzte ihre Patienten bereits nach 15 Sekunden und stellen vornehmlich geschlossene Fragen, auf die der Patient nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann. Für offene Fragen, wie die nach dem Befinden bleibe häufig zu wenig Zeit.
Gerade für Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen seien aber regelmäßige Gespräche mit Ärzten sehr wichtig. Bei der Diabetestherapie komme dem Patienten beispielsweise eine entscheidende Rolle zu: „Er muss die wesentlichen Therapiemaßnahmen in seinem Alltag dauerhaft und eigenverantwortlich umsetzen“, erläutert die DGIM-Vorsitzende.
Je besser dem Betroffenen dies gelinge, desto positiver sei die Prognose für den Verlauf des Diabetes. Das offene Gespräch mit dem Patienten sei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Patienten ausreichend Wissen über ihre Erkrankung und genügend Fertigkeiten hätten, um damit im Alltag zurechtzukommen.
Die DGIM fordert daher, im Vergütungssystem den Austausch mit dem Patienten besser abzubilden.
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