Freie Ärzteschaft fordert mehr Zeit für das Patientengespräch
Essen – Mehr Zeit für das Arzt-Patienten-Gespräch sowie für ärztliche Untersuchungen fordert der Verband „Freie Ärzteschaft“ (FÄ). Dies komme in Praxen und Kliniken deutlich zu kurz. „Aus wirtschaftlichen Gründen können viele Ärzte ihre Patienten oft nicht so behandeln, wie diese es bräuchten und wie die Ärzte es wollten“, sagte der FÄ-Vorsitzende Wieland Dietrich heute in Essen. Der Grund dafür sei die schlechte Honorierung der ärztlichen Gesprächszeit.
„Beratungsleistungen werden mit kaum mehr als 60 Euro pro Stunde vergütet, deutlich niedriger als etwa die Leistungen vieler Handwerker. Das ist absurd“, so Dietrich. Die in den vergangenen Jahren gestiegenen Kosten für Personal, technische Geräte, Bürokratie und Qualitätssicherung in Arztpraxen und medizinischen Versorgungszentren seien damit nicht mehr zu tragen. „Häufig sind Beratungsleistungen sogar defizitär – dafür tragen Politik und Krankenkassen die Verantwortung“, kritisierte Dietrich und forderte eine erhebliche Aufwertung der ärztlichen Beratung.
Der FÄ-Präsident wies auf die Wartezimmerkampagne des Verbandes zur Bundestagswahl hin. Auch darin fordert die FÄ deutlich mehr Zeit für Gespräche und Untersuchungen sowie eine entsprechende Honorierung dieser Leistungen.
„Umfangreiche ärztliche Beratungen oder Behandlungen sind heute schon oft nur noch als Selbstzahlerleistung möglich, weil Politik und Kassen nicht anerkennen, dass individuelle Medizin nicht als Massenabfertigung geleistet werden kann“, sagte Dietrich. Dies sei „ein peinlicher Offenbarungseid deutscher Politik“.
Der Verband weist darauf hin, dass die Finanzreserven der gesetzlichen Krankenkassen mittlerweile rund 17,5 Milliarden Euro betragen – ohne das Geld, das der Gesundheitsfonds zusätzlich besitze. Es sei „höchste Zeit, dass das Geld der gesetzlich Versicherten in eine angemessene Finanzierung der ambulanten Medizin investiert wird“, so der Verband.
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