Zika: Mindestens eine von zehn Infektionen führt zu Fehlbildungen
Atlanta – In den USA haben sich im letzten Jahr mehr als tausend Schwangere mit dem Zikavirus infiziert. Bei jedem zehnten Kind wurden Fehlbildungen festgestellt. Der Bericht in MMWR (2017; doi: 10.15585/mmwr.mm6613e1) kann jedoch eine Dunkelziffer nicht ausschließen, da nur bei jedem vierten Kind bildgebende Untersuchungen des Gehirns durchgeführt wurden.
Als die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) Mitte Januar 2015 eine Reisewarnung für Schwangere ausgaben, hatte sich das Zikavirus bereits in mehr als 20 Ländern Mittel- und Südamerikas sowie in der Karibik ausgebreitet. Es musste deshalb damit gerechnet werden, dass sich Schwangere aus den USA bei einer Reise infiziert hatten. Dem von den CDC eingerichteten Register wurden denn auch bis Ende 2016 1.297 Schwangerschaften gemeldet, in denen es vermutlich zu einer Infektion gekommen ist. Die Frauen kamen aus allen Teilen der USA und nicht etwa nur aus Florida, wo im letzten Jahr die ersten autochthonen Übertragungen durch einheimische Mücken aufgetreten waren.
972 Schwangerschaften sind inzwischen abgeschlossen (895 Lebendgeburten und 77 Fehlgeburten). Laut Margaret Honein, CDC, wurden bei 51 Kindern Fehlbildungen diagnostiziert, was eine Häufigkeit von fünf Prozent ergibt. Sie ist vermutlich zu niedrig angesetzt, da von 250 Schwangeren, deren Zikavirus-Infektion zweifelsfrei bestätigt wurde, bereits 24 Kinder eine Fehlbildung aufwiesen. Dies ergibt eine Häufigkeit von zehn Prozent.
42 der 51 Kinder (von denen 45 lebend geboren wurden) wiesen eine schwere Fehlbildung des Gehirns auf, die als Mikrozephalie bezeichnet wird und auf eine Infektion von neuronalen Vorläuferzellen während der Hirnentwicklung zurückgeführt wird. Dies mag erklären, warum die Rate von Fehlbildungen bei einer Infektion im ersten Trimenon mit 15 Prozent (neun von 60 gesicherten Infektionen) höher war.
Die Verlauf der Erkrankung bei der Schwangeren hatte laut Honein keinen Einfluss auf die Fehlbildung. Zwei von drei Schwangeren hatten die Infektion zunächst nicht bemerkt. Dies könnte bedeuten, dass es in den USA noch etliche nicht erkannte Fälle gibt, auch wenn die Diagnose einer Mikrozephalie in der Regel einen Verdacht auslösen sollte. Nur bei einem Viertel der Kinder war nach der Geburt eine Bildgebung des Gehirns durchgeführt worden. Es ist deshalb möglich, dass einige Fehlbildungen, die nicht zur Verkleinerung des Hirnschädels führten, nicht erkannt wurden.
In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut seit Oktober 2015 mehr als 200 Zikavirus-Infektionen bei Reiserückkehrern diagnostiziert worden. Fehlbildungen nach einer Infektion in der Schwangerschaft sind bisher nicht bekannt geworden. In Spanien gab es im Juli 2016 einen ersten Fall. In Finnland hatte zuvor eine Frau ihre Schwangerschaft beenden lassen, nachdem im Ultraschall Hinweise auf Fehlbildungen gefunden wurden.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: