Zollkriminalamt: Immer mehr gefälschte Medikamente im Umlauf

Berlin – Der weltweite Handel mit gefälschten Arzneimitteln nimmt zu. „Jedes Jahr finden wir mehr gefälschte Medikamente, die Anzahl der Ermittlungsverfahren steigt seit Jahren deutlich an“, sagte Peter Keller vom Zollkriminalamt beim 2. Informationsforum Arzneimittelfälschung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und der Pharmafirmen Bayer und Pfizer heute in Berlin. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres hätten deutsche Zollbehörden 1,4 Millionen gefälschte Arzneimittel sichergestellt – ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jedes zweite im Internet gekaufte Medikament eine Fälschung ist. Europaweit nehmen gefälschte Arzneimittel mit 24 Prozent die größte Produktpalette gefälschter Waren ein, die an den EU-Außengrenzen entdeckt wurden, wie der EU-Zollbericht 2012 belegt.
Grund für diese Entwicklung seien die hohen Gewinnspannen und das geringe Risiko bei Arzneimittelfälschungen, sagte Keller. So lägen die Gewinnspannen im Vergleich zum Drogenhandel höher, und deutsche Gerichte verhängten gegen die Täter überwiegend Geldstrafen.
Lebensgefährliche Fälschungen
Mittlerweile würden nicht mehr allein Lifestyle-Produkte gefälscht, sondern auch Antibiotika oder Blutdrucksenker, berichtete der Pressesprecher des Zollkriminalamtes, Wolfgang Schmitz. Die Fälschungen könnten dabei gar keinen, den falschen, zu wenig oder zu viel Wirkstoff sowie giftige Substanzen enthalten. Das sei lebensgefährlich.
Schmitz berichtete von der durch Interpol koordinierten Operation PANGEA VI, bei der im Juni dieses Jahres innerhalb einer Woche der internationale Warenverkehr in 100 Staaten gezielt nach Arzneimittelfälschungen untersucht worden sei. Das Ergebnis: 9,8 Millionen Fälschungen wurden beschlagnahmt, mehr als 9.000 illegale Internetadressen wurden gelöscht.
„Patienten wissen oft nicht, welchen hohen gesundheitlichen Risiken sie sich in Folge einer Bestellung von Medikamenten aus unsicheren Internetquellen aussetzen“, betonte Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. „Die Arzneimittelkommission rät dringend, keine Arzneimittel aus dubiosen Quellen im Internet zu kaufen.“
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