Zu wenig geriatrische Rehabilitation in Deutschland
Berlin – Auf die geringe Zahl geriatrischer Rehabilitationen hat die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) hingewiesen: „Die Zahl der vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung ausgesprochenen Reha-Empfehlungen ist mit knapp 31.000 im Jahr 2015 bei fast 1,5 Millionen Begutachtungen viel zu gering“, kritisiert die Fachgesellschaft.
Dabei herrsche Einigkeit über die positive Kosten-Nutzen-Rechnung von Rehabilitationsmaßnahmen in der Geriatrie. So verbessere sich die Lebensqualität und die Pflegebedürftigkeit vermindere sich oder werde sogar verhindert. Allerdings gebe es in Deutschland ein systemisches Problem, den Grundsatz „Reha vor Pflege“ in der Realität umzusetzen: Kostenträger der geriatrischen Rehabilitationen seien in der Regel die Krankenkassen, Nutznießer einer erfolgreichen Maßnahme hingegen auch die Pflegekassen.
Geringe Rehazahlen im Alter sind aber laut Fachgesellschaft nicht nur ein deutsches Phänomen. „Mir erscheinen die deutschen Angebote für die Rehabilitation älterer Menschen grundsätzlich gut entwickelt. Insgesamt gibt es aber meiner Ansicht nach in den meisten Ländern Schwierigkeiten, den Stand der Forschung, der starke Hinweise auf die Vorteile von geriatrischer Rehabilitation liefert, in effektive Maßnahmen zu übersetzen“, erläuterte der australische Geriater Ian Cameron für die DGG. Cameron leitet unter anderem das John Walsh Centre for Rehabilitation Research, ist Mitherausgeber des Journal of Rehabilitation Medicine und berät als Geriater die australische Regierung in medizinischen Fragen, die ältere Menschen betreffen.
Cameron weist darauf hin, dass es bisher wissenschaftlich auch nicht ausreichend geklärt sei, wo eine Rehamaßnahme sinnvollerweise stattfinden sollte. Stationär in einer Klinik, in einer Pflegeeinrichtung oder zu Hause in der gewohnten Umgebung der älteren Menschen? „Weltweit gibt es dazu erheblich abweichende Modelle“, so der DGG-Experte.
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