Ausland

Zuletzt mehr als jeder zweite Erdenbürger ohne Zugang zu grundlegenden Gesundheitsangeboten

  • Montag, 8. Dezember 2025
/pixarno, stock.adobe.com
/pixarno, stock.adobe.com

Tokio/Genf – Die allermeisten Länder haben seit dem Jahr 2000 deutliche Fortschritte bei der allgemeinen Gesundheitsversorgung ihrer Bürger gemacht. Zudem ging der Anteil der Menschen, die durch Gesundheitskosten in finanzielle Not geraten, zurück, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Weltbank in einem vorgestern vorgestellten Bericht (UHC Global Monitoring Report 2025) schreiben.

Gleichzeitig gebe es nach wie vor gewaltige Herausforderungen. So sorgen hohe Kosten für Behandlungen und Medikamente dafür, dass rund jeder fünfte Erdenbürger in die Armut getrieben wird oder noch tiefer in diese hineinrutscht.

„Eine allgemeine Gesundheitsversorgung ist der höchste Ausdruck des Rechts auf Gesundheit. Aber dieser Bericht zeigt, dass dieses Recht Milliarden von Menschen vorenthalten wird, weil sie keinen Zugang zu den benötigten Gesundheitsdienstleistungen haben oder sich diese nicht leisten können“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Der Bericht von WHO und Weltbank soll die Fortschritte auf dem Weg zu einem der sogenannten „Sustainable Development Goals“ (SDGs; deutsch: Ziele für nachhaltige Entwicklung) beleuchten. Die SDGs sind Teil eines Fahrplans der Vereinten Nationen (UN), bis 2030 Armut zu bekämpfen und Frieden zu sichern.

Das SDG-Ziel 3.8. ist, „eine allgemeine Gesundheitsversorgung für alle erreichen, einschließlich finanzieller Absicherung, Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen und Zugang zu sicheren, wirksamen, hochwertigen und erschwinglichen grundlegenden Medikamenten und Impfstoffen für alle“.

Um Fortschritte messen zu können, wurden zwei Indikatoren festgelegt: Zum einen die „Versorgung mit grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen“ sowie „der Anteil der Bevölkerung mit hohen Gesundheitsausgaben im Verhältnis zu den gesamten Haushaltsausgaben oder dem Haushaltseinkommen“.

Dem Bericht zufolge stieg der „Service Coverage Index“ (SCI) zwischen 2000 und 2023 von 54 auf 71 Punkte (bei maximal 100 Punkten). Zum Vergleich: Deutschland lag im Jahr 2010, dem Jahr der aktuellsten Daten für die Bundesrepublik, bei 87 Punkten. Der Index bildet den Zugang der Bevölkerung zu allgemeinen Gesundheitsdienstleistungen ab.

Parallel sank der Anteil der Weltbevölkerung, der aufgrund von Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche in finanzielle Not gerät, von 34 Prozent im Jahr 2000 auf 26 Prozent im Jahr 2022 (Deutschland 2010: 4,8 Prozent). In finanzielle Not bedeutet hier, dass mehr als 40 Prozent des frei verfügbaren Budgets für selbst zu zahlende Gesundheitsleistungen ausgegeben werden.

Der Anteil, der durch Gesundheitsausgaben in die Armut getrieben wird oder noch tiefer in diese hineinrutscht, sank von 29 Prozent im Jahr 2000 auf 20 Prozent im Jahr 2022. Das lag dem Bericht zufolge aber mehr daran, dass die Armut insgesamt zurückging, als das verbesserte Gesundheitssysteme ihre armen Bürgerinnen und Bürger schützten.

Zuletzt seien die Fortschritte zudem kleiner geworden, weswegen weitere Anstrengungen nötig seien, so die Autorinnen und Autoren des Berichts. Sie schlagen verschiedene Maßnahmen vor, die unter anderem eine Stärkung von Pflichtversicherungen vorsehen. Allerdings geben die Autoren zu bedenken, dass solche Maßnahmen im jeweiligen Land diskutiert und angepasst werden müssten.

Im Jahr 2023 hatten dem Bericht zufolge weiterhin rund 4,6 Milliarden Menschen – das ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung – keinen Zugang zu essenziellen Gesundheitsangeboten. Die Welt sei momentan nicht auf dem Weg, ihre Ziele zu erreichen, so der Bericht. Gehe es weiter wie bisher, bliebe der SCI im Jahr 2030 unter 80 und nahezu einer von vier Menschen sei weiterhin wegen Gesundheitskosten in finanziellen Nöten.

fri

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung