Zusammenhang zwischen Malaria in der Schwangerschaft und Stoffwechselstörungen bei den Nachkommen

Potsdam – Zwischen einer Malariainfektion in der Schwangerschaft und dem späteren Auftreten von Stoffwechselstörungen bei den Nachkommen besteht ein direkter Zusammenhang. Hierzu zählen ein gestörter Zuckerstoffwechsel und Bluthochdruck. Das berichtet ein internationales Wissenschaftlerteam um Ina Danquah vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE). Die Wissenschaftler, zu denen auch Forscher der ghanaischen Kwame Nkrumah University of Science and Technology und der Charité – Universitätsmedizin Berlin gehören, veröffentlichten ihre Resultate im Journal of Infection (2017; doi: 10.1016/j.jinf.2017.08.010).
Grundlage der Untersuchung sind die medizinischen Daten von 155-Mutter-Kind-Paaren, die an einer Gesundheitsstudie im ländlichen Ghana teilgenommen haben. Die Daten waren kurz nach der Entbindung von den Müttern und Neugeborenen sowie 15 Jahre später von den Teenagern erhoben worden. Zum Zeitpunkt der Entbindung waren 45 Prozent der Mütter mit Malaria infiziert. 82 der Kinder waren männlich und 73 weiblich. In Gebieten, in denen Malaria besonders stark verbreitet ist, verläuft die Erkrankung laut den Wissenschaftlern bei vielen Schwangeren ohne auffällige Symptome.
Blutarmut häufiges Zeichen
Sie geht aber häufig mit einer Blutarmut der Mütter, Entzündungen der Plazenta und einer gestörten Entwicklung des ungeborenen Kindes einher. Als Resultat seien die Neugeborenen oft untergewichtig und kämen zu früh zur Welt. „Dass eine Nährstoffunterversorgung ungeborener Kinder deren Stoffwechselgesundheit im Erwachsenenalter negativ beeinflussen kann, wissen wir spätestens, seitdem die Auswirkungen des holländischen Hungerwinters 1944/45 auf die Folgegeneration wissenschaftlich untersucht wurden“, erläuterte Danquah. Malaria könne während der Schwangerschaft ebenso wie großer Hunger zu einer Unterversorgung des Fötus führen.
Die Daten zeigen laut den Forschern einen direkten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Malaria während der Schwangerschaft und einen um durchschnittlich 0,20 mmol/L erhöhten Nüchtern-Blutzuckerwert der Nachkommen im Teenageralter. Die systolischen beziehungsweise diastolischen Blutdruckwerte der Jugendlichen, deren Mütter zur Zeit der Geburt infiziert waren, überstiegen die Werte der anderen Kinder um durchschnittlich 5,4 beziehungsweise 3,7 mmHg.
Die beobachteten Beziehungen waren dabei unabhängig vom Alter der Mutter bei der Entbindung, der Anzahl vorangegangener Schwangerschaften sowie dem familiären sozioökonomischen Status. Die Schwangerschaftsdauer, das Geburtsgewicht der Kinder oder der Body-Mass-Index der Jugendlichen beeinflussten die beobachteten Zusammenhänge nur unwesentlich.
Die Studienergebnisse sind laut den Forschern ein weiteres Argument dafür, die Malariaprävention und -therapie zu verstärken, um auch den in der Bevölkerung immer häufiger auftretenden Diabetes- und Bluthochdruckerkrankungen zu begegnen. Zukünftig seien aber weitere und umfassendere Studien notwendig.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: