Vermischtes

Zwei Schilddrüsen-Vorsorge­untersuchungen als tendenziell negativ bewertet

  • Montag, 5. August 2024
/Gerhard Seybert, stock.adobe.com
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Berlin – Die Schilddrüsensonografie und die Blutuntersuchung zur Erkennung von Schilddrüsenerkran­kungen könnten negative Folgen haben. Zu dieser Bewertung kommt das Team des IGeL-Monitors nach einer aktu­ellen Analyse. Der IGeL-Monitor wird vom Medizinischen Dienst Bund (MD) herausgegeben.

Darin wurden zwar weder direkte Schäden noch ein direkter Nutzen gefunden. „Allerdings können Früher­kennungsuntersuchungen grundsätzlich zu indirekten Schäden führen, beispiels­weise bei falsch-positiven Befunden, die in der Regel weitere Untersuchungen und Behandlungen zur Folge haben“, schreibt der IGeL-Monitor.

„Die beiden Untersuchungen wären nützlich, wenn Betroffene durch das frühe Erkennen einer Schilddrüsen­erkrankung eine höhere Lebensqualität hätten, weniger stark von den Auswirkungen der Erkrankung einge­schränkt wären oder seltener daran sterben würden“, erklärte der MD in einer Mitteilung. Sowohl zum Nutzen als auch zu möglichen Schäden durch die Untersuchungen konnte der IGel-Monitor keine relevanten Studien finden.

Ein möglicher Schaden besteht laut IGeL-Monitor jedoch durch mögliche falsch positive Befunde, die gegebenenfalls weitere Untersuchungen nach sich ziehen oder durch Überdiagnosen.

Bestehen keine Symptome, die für eine Schilddrüsenuntersuchung sprechen, zählen die Schilddrüsensono­grafie und die Blutuntersuchung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und müssen selbst gezahlt werden. Dem MD zufolge kosten die Schilddrüsensonografie im einfachen Satz der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) 12,24 Euro und die Blutuntersuchung zwischen 16,90 Euro und 26,22 Euro.

„Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) sieht eine Screeninguntersuchung auf Schilddrüsen-Dysfunktion oder Schilddrüsen-Knoten ohne klinischen Verdacht kritisch. Insofern deckt sich hier die Einschätzung“, sagte Michael Kreißl, Sprecher der DGE und Leiter der Nuklearmedizin an der Universitätsklinik Magdeburg.

Wie häufig die beiden IGeL-Leisterungen durchgeführt werden, sei nicht bekannt, berichtet ein Sprecher des IGeL-Monitors dem Deutschen Ärzteblatt. „Schaut man jedoch auf die Ergebnisse unserer Versichertenbefragungen – den IGeL-Report 2023 –, stellt man fest, dass es sich bei den Früherkennungsuntersuchungen zu Schilddrüsener­krankungen eher um eine selten angebotene IGeL handelt.“

In der im Januar 2023 durchgeführten Befragung gaben nur 0,3 Prozent der Teilnehmenden an, eine Labor­untersuchung der Schilddrüsenwerte zur Früherkennung erhalten zu haben. Bei der Ultraschalluntersuchung waren es nur 0,05 Prozent, also nur einer der 5.854 Befragten.

Zu den Top-Ten IGeL-Leistungen gehören mit 14 Prozent der Ultraschall der Gebärmutter und Eierstöcke, die Augeninnendruckmessung mit elf Prozent und der Abstrich zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs mit neun Prozent.

mim

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