Hochschulmedizin engagiert sich für vernetzte und forschungskompatible Patientenakte
Berlin – Die Hochschulmedizin will eine vernetzte und forschungskompatible elektronische Patientenakte entwickeln, die allen behandelnden Ärztinnen und Ärzten eines Patienten die notwendigen Informationen liefert und gleichzeitig das neueste Forschungswissen zur Verfügung stellt. „Mit der Entwicklung einer vernetzen und forschungskompatiblen Patientenakte unter Federführung der Universitätsmedizin könnte für die Forschung und Versorgung im deutschen Gesundheitssektor ein neues Zeitalter anbrechen“, sagte Michael Albrecht, 1. Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD), heute bei der Vorstellung des Papiers zur Vernetzungsinitiative in Berlin.
Das Papier mit dem Titel „Bessere Gesundheitsversorgung durch eine vernetzte und forschungskompatible Patientenakte“ beschreibt konkret vier Wege, wie die forschungskompatible Patientenakte einen Mehrwert für den Patienten schaffen könnte. Dazu gehört die Bündelung der klinischen Daten aus unterschiedlichen Gesundheitseinrichtungen, die Nutzung der Daten für die Forschung und das schnelle Zur-Verfügung-stellen dieser Erkenntnisse im Versorgungsalltag der Patienten.
„Durch den Ausbau der digitalen Dateninfrastruktur würde Deutschland schnelle Fortschritte in der medizinischen Forschung machen, beispielsweise, um die Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft anzugehen“, betonte Heyo K. Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT). Bei dem Projekt stünde zudem der Schutz der Patientenrechte und der Patientendaten an oberster Stelle.
Die Universitätsmedizin plant keinen Alleingang: Im Rahmen der Medizininformatikinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) werden seit einem Jahr bereits die Grundlagen für diese forschungskompatible vernetze Patientenakte geschaffen. „Unser Papier ist keine Absichtserklärung. Es ist schon viel passiert“, betonte Albrecht. Die beteiligten Konsortien entwickelten derzeit konkrete praxisnahe Modelle, die zunächst in der Universitätsmedizin und schließlich flächendeckend zusammen mit nicht universitären Kliniken und niedergelassenen Ärzten umgesetzt werden sollen.
Im Rahmen der Medizininformatikinitiative des BMBF seien bereits gemeinsame Standards für die Patienteneinwilligung zur Nutzung von Patientendaten aus der Versorgung für die Forschung („Consent-Modell“) sowie bundeslandübergreifende Lösungen für Datensicherheit und Datenschutz entwickelt worden. Nun arbeite man an der Entwicklung von Standards und Methoden für die Integration von Forschungsdaten sowie der Einrichtung von unabhängigen, standortübergreifend kooperierenden Vertrauens- und Treuhandstellen und eines einheitlichen Regelwerks sowie von sicheren Methoden für die gemeinsame Nutzung von Daten.
Die Universitätsmedizin strebt dabei die inhaltliche Synchronisation der geplanten Arbeiten mit der Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH (gematik) an. Dazu soll ein enger Austausch zwischen der Universitätsmedizin, den beteiligten Konsortien, BMG, BMBF und gematik etabliert werden. Ferner will die Universitätsmedizin einschlägige Berufsbilder fördern, besonders in der Medizininformatik, in Medical Data Science sowie der Bioinformatik.
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