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BfR-Verbraucher­monitor: Jeder Zweite wünscht sich konkrete staatliche Verbote

  • Dienstag, 8. Mai 2018
Supermarkt Einkaufswagen Verbarucher /flashpics, stock.adobe.com
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Berlin – Fast die Hälfte von 1.000 Verbrauchern geht davon aus, dass die Qualität der Lebensmittel in Deutschland abnimmt, nur 16 Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Zu diesem Ergebnis kommt der BfR-Verbrauchermonitor, eine halbjährlich durchgeführte Bevölkerungsbefragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).

Dennoch halten mehr als 80 Prozent Lebensmittel in Deutschland für sicher; mehr als die Hälfte vertraut den staatlichen Stellen, dass sie die Gesundheit von Verbrauchern schützen. Gut die Hälfte der Befragten war dennoch der Meinung, dass der Staat mehr konkrete Maßnahmen wie Verbote und Beschränkungen ergreifen sollte, um Verbraucher vor gesundheitlichen Risiken zu schützen.

Denn nur jeder Zehnte traut sich laut Umfrage des BfR zu, gesundheitliche Risiken ohne Unterstützung des Staats selbst abzuschätzen. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) machte jedoch erst kürzlich deutlich, dass der Staat der Lebens­mittelindustrie keine Rezepturen vorschreiben werde, wie es sich manche wünschten. Sie wehrt sich auch gegen eine vielfach geforderte Ampelkennzeichnung oder eine Zuckersteuer.

Mängel des Gesundheitssystems an vierter Stelle der Risiken

Nach wie vor nehmen die Befragten das Rauchen, die Klima- und Umweltbelastung sowie eine ungesunde oder falsche Ernährung als die größten gesundheitlichen Risiken wahr. Erneut im Fokus und vorgerückt auf die vierte Stelle der größten gesundheitlichen Risiken stehen die Mängel des Gesundheitssystems. Dazu zählen unter anderem ein empfundener Mangel an Ärztepersonal, der Pflegenotstand und missliche Bedingungen in Krankenhäusern. Als weitere Risiken gelten Alkohol sowie ungesunde oder belastete Lebensmittel.

Fragt man nach ausgewählten Themen, so führen Salmonellen, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Antibiotikaresistenzen und Rückstände von Pflanzenschutz­mitteln die Bekanntheitsskala an. Dies sind auch die vier Themen, die bei den meisten Befragten für Beunruhigung sorgen.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Themen Aluminium, Mikroplastik und Glyphosat in Lebensmitteln deutlich bekannter geworden. Knapp die Hälfte der Bevölkerung zeigt sich über Glyphosat beunruhigt, ähnlich viele Menschen sorgen sich um Mikroplastik. Aluminium in Lebensmitteln findet im Vergleich dazu nur ein gutes Drittel der Befragten beunruhigend.

Spielzeug und Kosmetika werden im Vergleich zur Vorgängerbefragung von einem größeren Anteil der Verbraucher als sicher eingeschätzt. Bei Textilien ist das Sicherheitsgefühl leicht gesunken. Erstmalig hat das BfR auch ermittelt, wie groß das Interesse an gesundheitlichen Verbraucherthemen ist. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung interessieren sich für den gesundheitlichen Verbraucherschutz.

Andere relevante Themen bleiben unbeachtet

Der BfR-Verbrauchermonitor widmet sich einerseits Themen, die in der Öffentlichkeit eine große Aufmerksamkeit erhalten. Andererseits analysiert er Fragen, die bisher weniger im öffentlichen Fokus stehen, aber ebenfalls relevant sind, wie beispielsweise Campylobacter und Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln oder Genomediting zur zielgerichteten Veränderung des Erbguts.

Wie schon im Vorjahr sind diese Themen in der öffentlichen Wahrnehmung wenig sichtbar und werden daher auch nicht als besonders beunruhigend angesehen. Ebenso die Lebensmittelhygiene zu Hause spielt nur eine geringe Rolle im Bewusstsein der Verbraucher.

In welchem Maße die öffentliche Wahrnehmung von der wissenschaftlichen Einschätzung gesundheitlicher Risiken abweicht, ist für die Arbeit des BfR besonders interessant. Durch weiterführende Studien und gezielte kommunikative Maßnahmen, beispielsweise zum Thema Küchenhygiene, möchte das BfR Fehleinschätzungen oder Missverständnissen entgegenwirken.

Die Verbraucherbefragung liefert Einsichten zu der Frage, wie die deutschsprachige Bevölkerung gesundheitliche Risiken wahrnimmt. Dafür wurden etwa 1.000 Personen, die in Privathaushalten in Deutschland leben und mindestens 14 Jahre alt sind, im Auftrag des BfR telefonisch interviewt.

gie/EB

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