Danone führt Lebensmittelampel ein

Berlin – Die Nährwertangaben aller Danone-Produkte sollen schrittweise ab 2019 auf den Verpackungsvorderseiten zusätzlich mit einer Ampel vereinfacht dargestellt werden. Der französische Konzern teilte am Donnerstag bei einer Veranstaltung im Bundestag zudem mit, dass man eine verbindliche Regelung unterstütze. Dagegen wehren sich seit Jahren nicht nur die großen Lebensmittelkonzerne. Auch die Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) lehnt eine Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel in den Ampelfarben Rot, Gelb und Grün ab.

Die Verbraucherorganisation foodwatch und die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) begrüßen den Vorstoß. Die Kennzeichnung sei aber nutzlos, wenn Danone alleine vorprescht, sagt Luise Molling von foodwatch. Der deutsche Tiefkühlprodukte-Hersteller Frosta hatte auch schon einmal eine Ampelkennzeichnung freiwillig eingeführt, diese dann aber nach einigen Jahren wieder eingestellt, weil kein anderer Lebensmittelhersteller mitgezogen war. „Der durch eine Ampelkennzeichnung entstehende Anreiz, Zucker, Fett und Salz zu reduzieren, muss zudem für alle Hersteller gelten“, fordert Mollig.
Auf dem französischen Markt druckt Danone bereits das gleiche Ampelsystem auf seine Produkte: das Nutriscore-Modell. Das Modell hat die französische Regierung vergangenes Jahr auf freiwilliger Basis eingeführt. Zahlreichen Unternehmen haben es seitdem bereits übernommen.
Nutriscore-Modell unterscheidet sich vom englischen Ampelmodell
Nutriscore wurde unabhängig von der Lebensmittelindustrie von Wissenschaftlern entwickelt und nimmt eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produktes vor, indem günstige und ungünstige Nährwertbestandteile mit Punkten bewertet und dann miteinander verrechnet werden. Schließlich wird das Ergebnis mit einer fünfstufigen Farbskala dargestellt, die zugleich mit den Buchstaben A bis E hinterlegt ist. Ein Produkt mit einem günstigen, ausgewogenen Nährwertprofil erhält somit eine grüne Einordnung und den Buchstaben A, ein sehr unausgewogenes Produkt enthält eine rote Bewertung und den Buchstaben E.
Das Nutriscore-Modell unterscheidet sich damit von dem Ampelmodell, das die englische Lebensmittelbehörde FSA 2007 entwickelt hatte. Diese „Original-Ampel“ zeigt nicht eine einzige Farbskala, sondern vier: jeweils für die Zutaten Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz. Beide Systeme haben in einem großen Vergleichstest der französischen Regierung dazu geführt, dass Menschen gesünder einkaufen.
Foodwatch würde sowohl die Einführung des britischen Originals als auch des französischen Modells befürworten. Entscheidend sei, dass ein von unabhängigen Experten entwickeltes System eingeführt würde. Die Verbraucherorganisation kritisierte hingegen erneut von der Industrie selbst entwickelte Kennzeichnungsmodelle. So möchten die fünf großen Lebensmittelkonzerne Coca-Cola, Mondelez, Nestlé, PepsiCo und Unilever ein eigenes Ampelsystem einführen, das auf Basis von Portionsgrößen berechnet wird. Mars war kürzlich aus dem Bündnis ausgestiegen.
Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, ein eigenes Modell zur Nährwertkennzeichnung zu erarbeiten, das „gegebenenfalls vereinfacht visualisiert wird“.
Seit Ende 2016 gilt zwar für alle verpackten Lebensmittel in der EU eine Pflicht zur Kennzeichnung der Nährwerte Fett, gesättigte Fette, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Außerdem muss über den Energiegehalt informiert werden. Die Angaben müssen sich jeweils auf 100 Gramm beziehungsweise Milliliter beziehen. Diese Angabe darf allerdings im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen.
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