Kinder in Deutschland brauchen mehr Schutz vor sexueller Gewalt

Berlin – Mehr Anstrengungen im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern hat der unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, gefordert. „Wir haben es bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen mit furchtbarsten Gewalttaten zu tun. Politik sollte angesichts des weiterhin hohen Ausmaßes dieses Gewaltphänomens endlich einsehen, dass jetzt konsequenter als bisher reagiert werden muss“, sagte er nach der Veröffentlichung der sogenannten polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2016.
Die PKS enthält die der Polizei bekannt gewordenen rechtswidrigen Straftaten, die Anzahl der ermittelten Tatverdächtigen und eine Reihe weiterer Angaben zu Fällen, Opfern oder Tatverdächtigen. Sie ist in mehreren Broschüren und Tabellenwerken online erschienen. Im sogenannten Bericht der Innenministerkonferenz zur PKS 2016 finden sich die konkreten Zahlen (auf Seite 13): „Die seit 2013 rückläufige Anzahl der Fälle bei „sexueller Missbrauch von Kindern“ ist im aktuellen Berichtsjahr leicht gestiegen (+1,8 Prozent auf 12.019 Fälle)“, heißt es dort.
Röhrig bestätigt, dass der Missbrauch „für viele Kinder in Deutschland grausamer Alltag ist“. Wenn die PKS für das Jahr 2016 schon über 12.000 zur Anzeige gebrachte Fälle nur für Kindesmissbrauch ausweise, müsse von einem sehr großen – und durch die digitalen Medien ständig weiter wachsenden – Dunkelfeld ausgegangen werden. Neueste Studien, so Rörig, verwiesen darauf, dass rund jeder Siebte in Deutschland von sexueller Gewalt in Kindheit oder Jugend betroffen sei.
Rörig fordert dauerhafte Investitionen in Prävention, Beratung und Hilfen sowie in Forschung und Aufarbeitung. „Es kann sich nur grundlegend etwas ändern, wenn endlich genügend Geld in die Hand genommen wird, um Präventions- und Hilfemaßnahmen weiter auszubauen und zu stärken“, sagte er. Insbesondere die Parteivorsitzenden seien in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihre Parteien klare Aussagen zur Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch und seiner schwerwiegenden Folgen in ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl träfen.
„Die Wahlprogramme zur Bundestagswahl werden ein spannender Seismograf dafür sein, mit welcher Ernsthaftigkeit sich Politik künftig für den Schutz der Mädchen und Jungen vor sexueller Gewalt einsetzen wird“, sagte er.
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