5.300 neue Fälle von Genitalverstümmelung in Großbritannien
London – Der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) in Großbritannien hat zwischen April 2016 und März 2017 5.391 neue Fälle von Genitalverstümmelung registriert. Dies geht aus einem vorgestellten Bericht des NHS hervor, wie britische Medien gestern berichteten. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als die Zahlen erstmals erhoben und dabei 5.702 Fälle erfasst wurden, konnte ein leichter Rückgang verzeichnet werden.
Die Hälfte aller neu festgestellten Fälle von Genitalverstümmelung wurden den Angaben zufolge im Raum London vermerkt. Ein Drittel der Frauen und Mädchen, bei denen das Geburtsland bekannt ist, stammen demnach aus Somalia und hatten den Eingriff dort erlitten, bevor sie nach Großbritannien kamen.
In 112 Fällen wurden Genitalverstümmelungen bei britischen Mädchen und Frauen festgestellt. Laut Medienberichten waren es zumeist Hebammen und Ärzte auf Entbindungsstationen, die die Genitalverstümmelung ihrer Patientinnen bemerkten.
Die Pflegedienstleiterin des Royal College of Nursing, Wendy Preston, zeigte sich angesichts der neu veröffentlichten Zahlen enttäuscht. Trotz gestiegener Aufmerksamkeit beim Thema Genitalverstümmelung „geht die Zahl der Frauen und Mädchen, die Opfer davon werden, nicht schnell genug zurück“, sagte Preston. Sie forderte, dass der Rückgang der Zahl der Krankenschwestern an britischen Schulen von der Regierung thematisiert werden müsse. Diese Krankenschwestern könnten bei der Bekämpfung von Genitalverstümmelung eine zentrale Rolle spielen, so Preston weiter.
Seit Juli 2015 sind Ärzte und Krankenschwestern verpflichtet, Fälle von Genitalverstümmelung der NHS zu melden. Genitalverstümmelung bei Mädchen und Frauen ist in Großbritannien verboten und kann mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 14 Jahren geahndet werden. Auch die Ausreise zum Zweck einer Genitalverstümmelung ist strafbar.
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