Ärzteschaft

Tausende Ärzte beteiligen sich am Warnstreik

  • Dienstag, 9. Mai 2023
Die Kundgebungsteilnehmer stehen auf dem Römerberg. Die Gewerkschaft Marburger Bund ruft bundesweit Ärztinnen und Ärzte zum Streik auf. In der Bankenstadt findet die zentrale Kundgebung statt. /picture alliance, Andreas Arnold
Die Kundgebungsteilnehmer stehen auf dem Römerberg. Die Gewerkschaft Marburger Bund ruft bundesweit Ärztinnen und Ärzte zum Streik auf. In der Bankenstadt findet die zentrale Kundgebung statt. /picture alliance, Andreas Arnold

Frankfurt am Main – Mehrere Tausend Ärzte kommunaler Krankenhäuser sind heute bundesweit in den Warn­streik getreten. Zum Streik aufgerufen hatte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB).

Allein zur zentralen Kundgebung in Frankfurt am Main kamen nach Angaben des MB rund 5.000 Streikende aus allen Landesverbänden der Gewerkschaft. In mehreren Bundesländern kam es zu weiteren Streikaktionen, so zum Beispiel in Hamburg, wo sich etwa 1.500 streikende Ärzte versammelten.

Hintergrund sind die stockenden Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Kliniken zwischen dem MB und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). In vier Verhandlungsrunden konnte keine Einigung erzielt werden.

„Wir kämpfen für unseren Beruf, wir lassen uns aber nicht verheizen“, sagte Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, bei der Streikkundgebung in Frankfurt. Die Arbeitgeber sollten sich ganz schnell den Ge­danken aus dem Kopf schlagen, auf dem Rücken der Ärztinnen und Ärzte sparen zu können. „Damit werden sie bei uns immer wieder vor eine Wand laufen und den Konflikt weiter verschärfen.“

„Beim nächsten Mal ist die letzte Chance, auf einem normalen Weg zu einer Einigung zu kommen. Wenn es dann nicht klappt, muss die Urabstimmung folgen und dann ein Erzwingungsstreik. Entweder wir einigen uns oder sie haben uns im Pelz“, rief Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes, den Streikenden auf dem Römerberg in Frankfurt zu.

„Steigende Arbeitsbelastung, unzureichende Personalausstattung und kaum Zeit für Gespräche mit den Men­schen – damit haben wir Ärztinnen und Ärzte Tag für Tag zu kämpfen. Und der medizinische Fachkräftemangel nimmt weiter zu“, sagte Pedram Emami, 1. Vorsitzender des Marburger Bund Landesverband Hamburg in der Hansestadt. „Wäre es dann nicht mal an der Zeit, dass die Arbeitgeber den Leistungserbringern etwas mehr Wertschätzung entgegenbringen? Doch in den vier Verhandlungsrunden war davon leider gar nichts zu spü­ren.“

„Wir sind hier, weil wir es satthaben, dass die VKA unsere Forderungen ignoriert. Auch Ärztinnen und Ärzte sind von der Inflation betroffen und verdienen eine Entgelterhöhung. Es ist nicht fair, dass die Klinikbetreiber Gewinne einstreichen, aber ihre Mitarbeiter einen derartig hohen Reallohnverlust einfach hinnehmen sollen“, kritisierte Jara Schlichting, Mitglied der Verhandlungskommission VKA und Ärztin an der Asklepios-Klinik St. Georg.

„Ich weiß, dass es Ärztinnen und Ärzten schwerfällt, ihre Arbeit niederzulegen“, sagte Katharina von der Heyde, Geschäftsführerin des MB Hamburg. „Aber dieser Warnstreik ist wichtig, damit die Arbeitgeber endlich begrei­fen, dass sie mit den Ärztinnen und Ärzten nicht weiter so umgehen können.“

Der zweite Vorsitzende des Marburger Bundes in Niedersachsen, Andreas Hammerschmidt, warnte die Arbeit­geber vor einer Abstimmung über einen unbefristeten Streik. „Es ist uns innerhalb von sieben Wochen ein zweites Mal gelungen, unsere Mitglieder zu mobilisieren. Wenn die Arbeitgeberseite das immer noch nicht versteht, wird sie die entsprechende Quittung erhalten.“

Die VKA hatte den Warnstreik bereits gestern in einer Mitteilung kritisiert. „Wir haben in der Verhandlungsrunde vorletzte Woche mit dem Marburger Bund deutliche Fort­schritte erzielen können. Daher ist es völlig grundlos, dass die Gewerkschaft nun erneut zum Arbeitskampf aufruft“, sagte VKA-Verhandlungsführer Wolfgang Heyl.

In der seit Monaten andauernden Tarifauseinandersetzung fordert der Marburger Bund mit Wirkung ab 1. Januar 2023 einen Ausgleich der seit der letzten Entgelterhöhung im Oktober 2021 aufgelaufenen Preisstei­ge­rungen und zusätzlich eine lineare Erhöhung der Gehälter um 2,5 Prozent. Zu ihrer dann fünften Verhand­lungsrunde werden Marburger Bund und VKA am 22. Mai zusammenkommen.

may/dpa

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