Personalmangel in Kliniken: Verdi ruft zu Aktionstag auf

Berlin – Mit einem bundesweiten Aktionstag „Pause“ sollen die Beschäftigten in den Kliniken morgen auf Überlastung und mangelhafte Personalausstattung aufmerksam machen. Viele Stationen in den Kliniken seien so schlecht besetzt, dass die Beschäftigten auf ihre Pausen verzichten müssten, um Patienten pflegen und versorgen zu können, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Am Aktionstag sollen alle Klinikbeschäftigen die ihnen zustehenden Pausen nehmen, um ihr Recht auf Pausen zu unterstreichen.
Laut Bühler wissen alle Akteure im Gesundheitswesen, dass „das System nur noch einigermaßen funktioniert, weil die Beschäftigten alles aus sich rausholten – ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit“. Aber auch mit noch so hohem individuellem Engagement könne ein struktureller Personalmangel nicht wettgemacht werden, so das Verdi-Vorstandsmitglied.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum, trat heute in Berlin den Vorwürfen entgegen: „Die Zahl der Pflegekräfte in den Krankenhäusern steigt seit Jahren. Während im Jahr 2007 insgesamt noch 392.896 Mitarbeiter im Pflegedienst tätig waren, konnte die Zahl bis 2015 auf 426.838 erhöht werden. Dies bedeutet einen Anstieg um neun Prozent“, sagte er. Baum betonte, die Kliniken könnten allerdings im Augenblick 6.000 bis 10.000 Stellen nicht besetzen, weil auf dem Arbeitsmarkt nicht genügend Pflegekräfte verfügbar seien.
Diesen Aspekt betonte auch der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Christoph Radbruch: „Krankenhäuser haben gar nicht mehr die Möglichkeit, jede offene Stelle zeitnah nachzubesetzen. Besonders in ländlichen Regionen ist die Einstellung von qualifiziertem Personal eine zunehmende Herausforderung. Ohne eine gewisse Flexibilität wären den Kliniken die Hände gebunden, und die flächendeckende wohnortnahe Versorgung wäre gefährdet“, warnte er.
Wissenschaftler der Hochschule Hannover und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) kamen Anfang Februar in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie zu dem Ergebnis, das gesetzlich festgelegte Personalschlüssel in der Pflege Arbeitsüberlastung und Qualitätsmängel lindern könnten. Die Forscher haben in ihrer Studie dokumentiert, welche rechtlichen Vorgaben für eine angemessene Personalausstattung weltweit existieren. Der Analyse zufolge sind die untersuchten Regelungen in großen Teilen auf Deutschland übertragbar.
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