Hochschulen

850 Millionen für Uniklinikum Gießen und Marburg in zehn Jahren

  • Dienstag, 28. Februar 2023
/picture alliance, Sebastian Gollnow
/picture alliance, Sebastian Gollnow

Marburg – Das Land Hessen und der private Eigentümer investieren in den nächsten zehn Jahren 850 Millio­nen Euro in das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM).

Nach zwei Jahren zäher Verhandlungen und vielen Jahren der Unsicherheit seit der Privatisierung schaffe das „Zukunftspapier Plus“ nun Rechtssicherheit für die dringend nötigen Investitionen an den beiden Standorten, erklärten die Vertragspartner heute in Marburg. Entsprechende Verträge wurden gestern unterschrieben.

Vertragspartner sind das Land Hessen, die Rhön Klinikum AG und die Asklepios Kliniken als private Mehr­heitseigner, das Universitätsklinikum Gießen und Marburg sowie die beiden Universitäten. Zwei Drittel der Investitionssumme übernimmt das Land, ein Drittel das Unternehmen.

2023 gibt das Land 48,15 Millionen Euro für medizinisches Gerät und Baumaßnahmen, vom Unternehmen kommen 23,5 Millionen Euro. Diese Beträge werden in festgelegten Stufen jährlich gesteigert. In zehn Jahren soll sich das auf 850 Millionen Euro summiert haben. In einer vorherigen Vereinbarung waren 800 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden – die 50 Millionen mehr gleichen die Preissteigerung im Bausektor aus.

Betriebsbedingte Kündigungen sind im „Zukunftspapier Plus“ ebenso ausgeschlossen wie die Ausgliederung von Betriebsteilen. Die Vereinbarung biete „zehn Jahre Ruhe und echte Perspektiven“, sagte Hessens Wissen­schaftsminis­­terin Angela Dorn (Grüne). Die Einigung sichere „optimale Krankenversorgung und exzellente Wissenschaft“ in Mittelhessen, sagte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg (CDU).

Das „komplexe Vertragswerk“, so Dorn, regelt zahlreiche Details und Eventualitäten. Ein „Thesaurierungsgebot“ verpflichtet den privaten Träger, dass alle Gewinne aus dem UKGM im UKGM verbleiben und dort reinvestiert werden müssen. Wenn die erwirtschafteten Gewinne nicht ausreichen, muss Rhön aus Eigenmitteln Geld zu­schießen.

Eine „Change-of-Control“-Klausel sichert dem Land Hessen im Fall eines Eigentümerwechsels von mehr als 50 Prozent der Anteile ein Rückkaufsrecht zu. Eine „Trennungsrechnung“ dividiert auseinander, was Forschung und was Lehre ist – denn die Kosten werden aus verschiedenen Töpfen bezahlt.

Auch Werner Seeger, der Ärztliche Direktor des UKGM – ein entschiedener Kritiker der Privatisierung – zeigte sich erleichtert: „Das ist ein emotionaler Moment“, gestand er. Seit der Privatisierung 2006 habe man gewusst: „Das kann auf die Dauer nicht gut gehen.“ Mit der nun unterzeichneten Vereinbarung komme das UKGM end­lich „aus dieser Zwangslage heraus“. Die Bedingungen seien nun „fundamental besser“ als seit der Privatisie­rung 2006.

Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen nun die Investitionen, die schon 2017 vereinbart worden waren: die Erweiterung der Chirurgie und der Kinderklinik in Gießen sowie die Sanierung der Erwachsenenpsychiatrie und der zentralen OP-Räume in Marburg.

Neu vereinbart wurde eine lange Liste weiterer Investitionsprojekte „mit erster Priorität“. Darin enthalten sind zum Beispiel die Zahnklinik und die Frauenklinik in Gießen und eine neue Infektionsstation in Gießen. In Marburg stehen Modernisierungen des Klinikums auf den Lahnbergen, des Psychiatriecampus Ortenberg und die Zahnklinik auf dieser Liste. Dazu kommen standortübergreifende Funktionsbauten wie ein Zentrallabor, eine Apotheke, ein Rechenzent­rum und eine Zentralsterilisation.

Christian Schwark, Vorsitzender des Marburger Bundes Hessen, mahnte an, „nicht auf halber Strecke stehen bleiben“. Er plädierte für eine nun folgende Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte am UKGM. Denn gerade sie bildeten das Rückgrat bei der Patientenversorgung, der Ausbildung der Medizinstu­die­renden und bei der medizinischen Forschung.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung