Ärzte ohne Grenzen kritisiert Lage Geflüchteter in Griechenland

Berlin – Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hat die „entwürdigenden, krankmachenden Bedingungen“ in überfüllten Lagern für Geflüchtete auf griechischen Inseln kritisiert. „Griechenland ist zu einem Abladeplatz für Frauen, Männer und Kinder geworden, für deren Schutz die EU nicht sorgt“, erklärte der Griechenland-Koordinator Emmanuel Goue.
Ärzte ohne Grenzen führt die verschärfte Lage auf den EU-Türkei-Deal zurück, der am übermoegen seit drei Jahren in Kraft ist. Die Bundesregierung müsse diese „desaströse Abschreckungspolitik“ beenden. Das Abkommen hat nach den Worten der Organisation in Griechenland „zu einem nicht entschuldbaren Ausmaß menschlichen Leids geführt“. Rund 12.000 Menschen säßen dort in den Hauptauffangstellen fest, etwa die Hälfte seien Frauen und Kinder.
„Drei Jahre nach dem von Angela Merkel mitverhandelten EU-Türkei-Deal behandelt unser Team auf Samos Schwangere und Kinder, die zwischen Müll, Ratten und Kakerlaken leben“, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, Florian Westphal. Es sei frustrierend, dass das Abkommen angesichts der Zustände ständig als Erfolg angepriesen werde.
Vor allem auf Samos habe sich die Lage kürzlich verschlechtert. 4.100 Menschen lebten in einem Camp, das für 648 ausgelegt sei. Viele hätten nur Plastikplanen oder Sommerzelte. Decken und Sanitäranlagen fehlten.
Tausende Menschen harrten in der Gegend außerhalb des offiziellen Camps aus, darunter 79 Minderjährige sowie Schwangere, Ältere und Menschen mit chronischen und psychischen Krankheiten, teilte die Organisation mit. Die EU und die griechischen Behörden raubten den Geflüchteten Würde und Gesundheit.
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