Ärzte ohne Grenzen will mehr Hilfe für Alten- und Pflegeheime

Berlin – Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen fordert in der Coronapandemie mehr Unterstützung für Alten- und Pflegeheime in Europa. „Als Gesellschaft werden wir uns fragen müssen, warum Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen bei dieser Pandemie Priorität hatten und kaum an die Schwächsten gedacht wurde“, erklärte die Koordinatorin der Ärzteteams der Organisation in Spanien und Portugal, Ximena di Lollo.
Seit Beginn der Coronakrise sei die Arbeit in Alten- und Pflegeheimen ein wichtiger Fokus von Ärzte ohne Grenzen in Europa, hieß es. Die Organisation sei in diesem Bereich in Belgien, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien und der Schweiz aktiv. In manchen Einrichtungen liege die Sterberate an der von dem neuartigen Coronavirus ausgelösten Krankheit COVID-19 bei einem von drei Bewohnern.
Eine Helferin aus Belgien berichtete von einem Heim mit 51 Bewohnern, in dem einschließlich Reinigungs- und Küchenpersonal nur noch vier Mitarbeiter vor Ort gewesen seien. Es fehle an Ressourcen, spezifischer Ausbildung der Mitarbeiter und technischer Unterstützung, um den Herausforderungen der Pandemie zu begegnen, kritisierten Ärzte ohne Grenzen.
Auch das psychische Leid der Heimbewohner sei enorm, ebenso wie der Bedarf an besonderer Aufmerksamkeit für die Palliativpflege und an Möglichkeiten, menschliche Interaktion zwischen Familien und kranken Bewohnern in den letzten Lebenstagen zu ermöglichen.
„Zu viele Menschen sind allein und verängstigt gestorben“, beklagte Ximena di Lollo die Situation in Spanien und Portugal. „Die Menschen sind von ihren Familien abgeschnitten und haben ihr Lebensende ohne Unterstützung und mit nur wenig menschlichem Kontakt erlebt. Das ist völlig inakzeptabel. Niemand sollte so sterben müssen.“
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