Ärzte und Krankenhäuser mahnen wegen Belastung durch Hitzewelle

Berlin – Angesichts der prognostizierten anstehenden Hitzewelle warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) vor einer steigenden Belastung der Krankenhäuser und fordert ein Investitionsprogramm zur Anpassung der Klinikgebäude an Hitze. Auch die Ärzte sind besorgt.
„Falls wirklich die Rekordwerte eintreten, die Meteorologen derzeit für die nächste Woche vorhersagen, werden wir mit einer hohen Zahl an hitzebedingten Krankenhausfällen rechnen müssen“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) von heute.
Gaß erwartet neben dehydrierten Patienten auch Menschen, die unter Herzrhythmusstörungen, niedrigem Blutdruck oder Schlafstörungen leiden. Auch Magen-Darm-Infekte könnten durch Hitze verstärkt werden. Die zu befürchtenden Zusatzbelastungen würden auf eine Situation treffen, in der die Personalsituation durch Quarantäne und Isolation durch Corona ohnehin schon besonders angespannt sei.
Hitze sei bereits in den vergangenen Jahren für die Krankenhäuser immer mehr zum Problem geworden, sagte Gaß. „Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die aufgrund von Hitze und Sonne stationär behandelt werden mussten, hat sich über die vergangenen Jahre teilweise verdoppelt.“
Die Krankenhäuser müssten sich stärker an den Klimawandel anpassen, sagte Gaß. „Wir brauchen ein großes Investitionsprogramm, das Kliniken in die Lage versetzt, zum einen die eigenen Emissionen herunterzufahren, zum anderen aber auch sich baulich stärker an die heißen Temperaturen anzupassen.“
Auch die Ärztekammer Niedersachsen forderte eine bessere Vorbereitung auf künftige sehr hohe Temperaturen. „Wir müssen sofort handeln. Notwendig sind Hitzeschutzpläne in den Kommunen“, sagte die Präsidentin der Ärztekammer, Martina Wenker, der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Ohne geeignete Maßnahmen könnte es zu vielen Todesfällen unter älteren und kranken Menschen kommen, warnte Wenker. Land und Kommunen seien gefordert.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke zeigte sich ebenfalls alarmiert. „Lang anhaltende Temperaturen von über 35 oder gar 40 Grad sind Stress für die Natur und ein Gesundheitsrisiko für uns Menschen, nicht selten auch lebensgefährlich für Ältere, Kranke und andere vulnerable Gruppen“, sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Viel mehr Städte und Gemeinden sollten ihre Vorsorgemaßnahmen mit einem eigenen Hitzeaktionsplan organisieren, so Lemke.
Besonders Risikogruppen wie Kleinkinder und Senioren sowie chronisch Kranke, die Herzmittel, Medikamente gegen Bluthochdruck, Antidiabetika oder Schmerzmitteln nähmen, müssten unterstützt werden, sagte der Klimaschutzbeauftragte im Hausärzteverband Nordrhein, Ralph Krolewski.
In Gesundheitseinrichtungen und Praxen sollten kühle Orte mit Temperaturüberwachung geschaffen werden. Praxisteams müssten auf Risikoerkennung und Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Hitzekollaps vorbereitet sein, mahnte Krolewski.
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