Ärztekammer Berlin prangert Versorgung im Maßregelvollzug an

Berlin – Bezüglich der aus ihrer Sicht unhaltbare Zustände im Krankenhaus des Maßregelvollzugs fordert die Ärztekammer Berlin Abhilfe durch den Senat. Überbelegung und fehlendes Personal würden bereits seit Jahren dazu führen, dass es im Krankenhaus des Maßregelvollzugs Berlin keine adäquate Versorgung mehr gibt. Dies stelle eine Gefahr für Patienten und Mitarbeitende dar.
„Die Zustände im Krankenhaus des Maßregelvollzugs sind erschreckend und nicht länger hinnehmbar“, erklärte heute Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin. Er hatte das Krankenhaus in der vergangenen Woche besucht, um sich persönlich ein Bild von der Lage zu machen.
Die Unterbringung der Patienten sei zum Teil menschenunwürdig – die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden bezeichnete Bobbert als „untragbar“. „Zentrale Ursachen für die Probleme sind der mangelnde Platz in veralteten Gebäuden sowie zu wenig Personal“, so der Ärztekammerpräsident.
Die Patienten könnten so nicht mehr angemessen versorgt werden. Dabei sei auch zu beachten, dass Patienten durchschnittlich acht Jahre in diesen Verhältnissen leben und behandelt werden. Laut Ärztekammer beherbergt das Krankenhaus derzeit rund 600 Patienten – dem stünden jedoch nur 541 genehmigte Betten gegenüber.
Die schwierige Situation habe dazu geführt, dass zahlreiche Ärzte und Pflegekräfte in den vergangenen Jahren gekündigt haben. Selbst wenn die aktuell offenen ärztlichen Stellen besetzt werden, würde dies nach Ansicht des Ärztlichen Leiters nicht ausreichen. Er hält 20 zusätzliche Stellen für notwendig, um eine angemessene Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Die Ärztekammer Berlin fordert die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation zu verbessern. Dazu gehören unter anderem die Sanierung des auf dem Klinikgelände in Reinickendorf befindlichen Hauses 8, um dort zusätzliche 50 Patienten unterzubringen, die Schaffung von Ausweichquartieren zur kurzfristigen Entlastung sowie eine Modernisierung der alten Klinikgebäude. Zentral sei auch eine adäquate Bezahlung des ärztlichen Personals.
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