Ärzteorganisationen wollen Kommunikation verstärkt in den Fokus stellen

Berlin – Auf die Bedeutung eines guten Arzt-Patienten-Gesprächs für den Erfolg einer Therapie haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Bundesärztekammer (BÄK) mit ihrer Kooperationstagung „Therapie: Gespräch “ am 8. November in Berlin hingewiesen: Gerade weil die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ein alltäglicher Vorgang im ärztlichen Arbeitsfeld ist, müssten Kommunikationstrainings in der ärztlichen Aus-, Weiter-und Fortbildung vermehrt verankert werden.
„Gute Kommunikation entspricht den Erwartungen von Patienten und Patientinnen und dem beruflichen Selbstverständnis von Ärztinnen und Ärzten“, betonte Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer und Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, vor den etwa einhundert teilnehmenden niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, Medizinstudierenden, Patientenvertretern sowie gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern. Dennoch bestehe zunehmend die Gefahr, dass Ärzte aus dieser zentralen Rolle herausgedrängt werden. Dazu trage die Technisierung und Spezialisierung in der Medizin bei, aber auch die Rahmenbedingungen im Praxisalltag, wie beispielsweise ein Zeitmangel oder Fehlanreize durch die Vergütungssysteme.
Früher sei das Gespräch zwischen Arzt und Patient neben der körperlichen Beobachtung und Untersuchung das wichtigste, manchmal das einzige diagnostische Mittel gewesen, das einem Mediziner zur Verfügung stand, sagte Bernhard Gibis von der KBV. Entsprechend breiten Raum habe sie im Behandlungsprozess eingenommen. Mit dem technischen Fortschritt sei sie jedoch in den Hintergrund getreten. Dieser Entwicklung gelte es entgegenzutreten: „In einer Zeit, in der sehr viele Patienten ihre Symptome erst einmal googeln, bevor sie in der Praxis ankommen, brauchen wir mehr denn je kommunikativ geschulte und fähige Ärzte, welche die Dinge einordnen und erklären“, betonte er.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung setze sich deshalb derzeit im Zuge der Reform des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs dafür ein, der sprechenden Medizin auch in der Vergütung den Stellenwert einzuräumen, der ihr gebührt.
Es sei wichtig, sich wieder auf die ärztlichen Primärtugenden zu besinnen, nämlich empathisch zuhören, vermitteln und erklären zu können. „Erfreulich ist, dass das Thema Kommunikation seit einigen Jahren eine Art Renaissance in der ärztlichen Ausbildung erlebt“, sagte Gibis. So legten Universitäten, insbesondere in den Modell- oder Reformstudiengängen, verstärkt Wert darauf, dass die Studenten frühzeitig mit Patienten in realen Alltagssituationen in Kontakt kommen und in entsprechenden Trainings kommunikative Kompetenz erwerben.
„Zuwendung ist – vor allem in der grundversorgenden Medizin, aber nicht nur dort –nach wie vor eines der wichtigsten Instrumente im Handwerkskoffer von Ärzten“, erläuterte Gibis. Die entsprechenden Fähigkeiten müssten jedoch nicht nur im Studium einmalig erlernt, sondern immer wieder geübt und weiterentwickelt werden. Helfen soll dabei eine Checkliste zur Arzt-Patienten-Kommunikation der KBV.
Für Kaplan ist Kommunikation noch weit mehr als ein Erlernen von Kommunikationstechniken: „Es ist eine Frage der ärztlichen Haltung gegenüber dem Patienten und den Mitgliedern des Behandlungsteams“, betonte der Hausarzt. Daher müsse das Thema fester Bestandteil der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung sein.
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