Ärztetag stimmt zwei Anträgen für Sprachmittlung zu

Mainz – Angesichts einer Zunahme von Patienten, die weder Deutsch noch Englisch sprechen, dringt der 128. Deutsche Ärztetag auf professionelle, kostenfreie Sprachmittlung im deutschen Gesundheitssystem. Zwei Anträgen zu diesem Thema stimmte das Ärzteparlament Ende vergangener Woche in Mainz mehrheitlich zu.
„Fakt ist: Wir Ärztinnen und Ärzte betreuen jeden Tag Patientinnen und Patienten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist“, heißt es zum Beispiel im Antrag mit dem Titel „Finanzierung von Sprachvermittlerinnen und Sprachvermittlern jetzt!“, der von Mitgliedern der Ärztekammer Berlin (ÄKB) und der Landesärztekammer Baden-Württemberg gestellt worden war.
Häufig komme es zu unprofessioneller Sprachvermittlung etwa über Familienmitglieder, Pflegefachkräfte oder Servicepersonal, was Diagnostik und Behandlung erschwere. „Daher ist eine zeitnahe Umsetzung der Finanzierung dringend notwendig.“
Der Ärztetag fordert demnach „erneut den Vorstand der Bundesärztekammer auf, sich für die Übernahme der Kosten für Sprach- und Kulturvermittlerinnen und -vermittlern im Gesundheitswesen bei dem Gesetzgeber mit Nachdruck einzusetzen und eine diesbezügliche Erweiterung des SGB V zu fordern“.
Mit der Zustimmung zu einem weiteren Antrag mit dem Titel „Kostenfreie Bereitstellung von Sprachmittlungsangeboten in Krankenhäusern und Arztpraxen“ fordert der Ärztetag die Politik auf, „für die Sprachmittlung bei der Versorgung nichtdeutschsprachiger Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern, den Arztpraxen und im Ärztlichen Bereitschaftsdienst einen kostenfrei telefonisch erreichbaren mehrsprachigen Übersetzungsdienst bereitzustellen“. Dieser solle außerdem medizinisch und psychologisch versiert sein.
Als Alternative könnten aber auch die Mittel für die Anschaffung sprachlich wie datenschutzrechtlich geeigneter IT-Lösungen bereitgestellt werden, hieß es weiter im Antrag. Außerdem müsse der Mehraufwand kompensiert werden, der durch die erschwerte und zeitaufwendigere Verständigung entstehe. Den Antrag hatten Christina Hillebrecht als Mitglied des BÄK-Vorstands und Kammerpräsidentin in Bremen sowie mehrere Abgeordnete der Ärztekammer Bremen eingereicht.
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