Ärztevereinigung: Türkische Regierung manipuliert Coronazahlen

Istanbul – Die türkische Ärztevereinigung hat scharfe Kritik an der Erfassung von offiziellen SARS-CoV-2-Fällen im Land geäußert. „Die Regierung hat in Sachen Transparenz versagt und manipuliert COVID-19-Statistiken“, sagte Sinan Adiyaman gestern für die Vereinigung.
Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte vorgestern auf einer Pressekonferenz gesagt, seit dem 29. Juli veröffentliche man täglich die Zahl der Coronakranken. Kranke seien Menschen mit Symptomen.
Koca habe damit zugegeben, nur Patienten mit Symptomen in die Fallzahlen aufzunehmen, sagte Adiyaman. „Das ist die Anerkennung von dem, was Ärzte seit Monaten sagen.“ Die Ärztevereinigung hatte die offiziellen Zahlen in der Vergangenheit immer wieder kritisiert und geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegt.
In den täglich veröffentlichten offiziellen Zahlen änderte sich zum 29. Juli die Bezeichnung: Die Kategorie „neue Fallzahl“ wurde in „neue Krankenzahl“ umbenannt. Dennoch: Die offiziellen Zahlen gingen daraufhin nicht zurück. Die Regierung habe die Zahlen bereits vor der Änderung der Methodologie manipuliert, erklärte Adiyaman.
Der Abgeordnete der oppositionellen CHP, Murat Emir, hatte auf Twitter eine Liste veröffentlicht, laut der es an einem Tag im September allein fast 30.000 neue Fälle gegeben habe.
Die Ärztevereinigung hält die Zahl für realistisch. Minister Koca kommentierte, das „sogenannte Dokument“ sei nicht offiziell. In der Türkei gab es am 30. September laut offiziellen Angaben 1.391 neue Fälle von Kranken und 65 Coronatote.
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