Ausland

Ärztevereinigung: Türkische Regierung manipuliert Coronazahlen

  • Freitag, 2. Oktober 2020
/picture alliance, AA, Evren Atalay
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Istanbul – Die türkische Ärztevereinigung hat scharfe Kritik an der Erfassung von offizi­ell­en SARS-CoV-2-Fällen im Land geäußert. „Die Regierung hat in Sachen Transparenz versagt und manipuliert COVID-19-Statistiken“, sagte Sinan Adiyaman gestern für die Vereinigung.

Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte vorgestern auf einer Pressekon­ferenz gesagt, seit dem 29. Juli veröffentliche man täglich die Zahl der Coronakranken. Kranke seien Menschen mit Symptomen.

Koca habe damit zugegeben, nur Patienten mit Symptomen in die Fallzahlen aufzuneh­men, sagte Adiyaman. „Das ist die Anerkennung von dem, was Ärzte seit Monaten sagen.“ Die Ärztevereinigung hatte die offiziellen Zahlen in der Vergangenheit immer wieder kriti­siert und geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl deutlich höher liegt.

In den täglich veröffentlichten offiziellen Zahlen änderte sich zum 29. Juli die Bezeich­nung: Die Kategorie „neue Fallzahl“ wurde in „neue Krankenzahl“ umbenannt. Dennoch: Die offiziellen Zahlen gingen daraufhin nicht zurück. Die Regierung habe die Zahlen be­reits vor der Änderung der Methodologie manipuliert, erklärte Adiyaman.

Der Abgeordnete der oppositionellen CHP, Murat Emir, hatte auf Twitter eine Liste ver­öffentlicht, laut der es an einem Tag im September allein fast 30.000 neue Fälle gegeben habe.

Die Ärztevereinigung hält die Zahl für realistisch. Minister Koca kommentierte, das „soge­nannte Dokument“ sei nicht offiziell. In der Türkei gab es am 30. September laut offizi­ellen Angaben 1.391 neue Fälle von Kranken und 65 Coronatote.

dpa

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