Ausland

Ärztevereinigung zweifelt offizielle Zahlen in Türkei an

  • Donnerstag, 6. August 2020
/picture alliance, AP, Yasin Akgul
/picture alliance, AP, Yasin Akgul

Istanbul – Der Chef der türkischen Ärztevereinigung hat die offiziellen Fallzahlen von SARS-CoV-2 der Regierung in Ankara angezweifelt. „Sie spiegeln nicht die Wirklichkeit wieder“, sagte Sinan Adiyaman heute. Die Türkei befinde sich anders als offiziell vermitt­elt auf einem neuen Höhepunkt der Infektionszahlen.

Die Ärztevereinigung (TTB) habe zuletzt gestern Fallzahlen von Mitgliedsverbänden aus 25 Provinzen erhalten. Diese zeigten, dass die Zahl der Neuinfektionen landesweit höher sein müssten als die zurzeit mehr als 1.000 gemeldeten Fälle pro Tag.

Vor allem in der Hauptstadt Ankara und im Südosten des Landes sei die Anzahl der Neu­infektionen stark gestiegen, sagte Adiyaman. Die Intensivbetten in den staatlichen Kran­kenhäusern der südosttürkischen Metropole Diyarbakir und in der Provinz Sanliurfa seien voll belegt.

Gesundheitsminister Fahrettin Koca wies heute solche Vorwürfe zurück. „In keiner Provinz haben wir volle Krankenhäuser aufgrund von COVID-19, wir haben sogar kein Kranken­haus an der Kapazitätsgrenze. Die Vorwürfe sind haltlos“, schrieb Koca auf Twitter.

Vorgestern war die Zahl der gemeldeten täglichen Neuinfektionen in der Türkei erstmals seit rund drei Wochen wieder auf mehr als 1.000 gestiegen. Gestern Abend meldete Ge­sundheitsminister Koca 1.178 neue Fälle. Als Reaktion verschärfte Ankara landesweit die Kontrollen der Abstands- und Hygieneregeln. Innenminister Süleyman Soylu rief die Bür­ger dazu auf, sich an die Vorschriften zu halten.

Adiyaman forderte zudem, die Regierung müsse deutlich mehr Tests durchführen und die intensive Rückverfolgung von Infektionsketten wieder aufnehmen. Die TTB hat nach ei­genen Angaben in 65 der 81 Provinzen Verbände und repräsentiert 70 Prozent der Medi­ziner im Land.

Die Türkei hatte im März ihren ersten Coronavirusfall gemeldet und rund drei Monate lang strenge Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus erlassen. Seit Anfang Juni wurden die Restriktionen nach und nach abgebaut.

Die Bundesregierung hatte gestern eine Reisewarnung für vier beliebte Urlaubsregionen in der Türkei aufgehoben. Für den Rest des Landes besteht die Warnung weiter.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung