Allgemeine Ortskrankenkassen melden Milliardendefizit

Frankfurt am Main – Die finanzielle Lage der Krankenkassen in Deutschland verschlechtert sich wieder. Das könnte im kommenden Jahr zu Beitragssteigerungen führen. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) etwa melden nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) für das erste Halbjahr ein Defizit von 1,6 Milliarden Euro.
In den ersten sechs Monaten 2020 hatte der AOK-Verbund noch einen Überschuss von 320 Millionen Euro erwirtschaftet. Da sich für die zweite Jahreshälfte 2021 eine weitere Kostensteigerung abzeichne, rechne die AOK-Gemeinschaft bis Jahresende mit einem Defizit von weit mehr als vier Milliarden Euro.
Augenfällig ist den Angaben zufolge der Ausgabenanstieg im zweiten Quartal 2021: Er betrug knapp zehn Prozent. Der AOK-Bundesverband erklärt dies laut FAZ damit, dass zu Beginn der Coronapandemie im vergangenen Jahr in vielen Feldern weniger Leistungen in Anspruch genommen worden seien. Auch die Krankenhäuser hätten die Aufnahme von Patienten zurückgefahren, um Platz für COVID-19-Fälle zu schaffen.
„Nachdem sich der Rückgang von Behandlungen und Operationen im ersten Quartal noch positiv auf die Finanzergebnisse ausgewirkt hat, kehrt sich dieser Trend nun wieder um“, sagte AOK-Vorstandsmitglied Jens Martin Hoyer der Zeitung. Im Vergleich zum Vorjahresquartal habe sich das sogenannte Leistungsgeschehen normalisiert, was die Ausgaben der Kassen in die Höhe trieb.
Der Unterschied zwischen Einnahmen und Ausgaben wachse so stark, dass der bereits um sieben Milliarden auf 21,5 Milliarden Euro erhöhte Bundeszuschuss 2022 nicht ausreichen werde. Die Regierung müsse noch vor der Wahl einen weiteren zusätzlichen Zuschuss auf den Weg bringen, forderte Hoyer. „Ansonsten drohen spätestens zum Jahreswechsel Beitragssatzanhebungen auf breiter Front.“
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