Allgemeinmedizin wird für junge Ärzte attraktiver

Stuttgart – In Baden-Württemberg interessieren sich deutlich mehr junge Mediziner für eine Tätigkeit als Hausarzt. Das berichtet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg. Hintergrund ist der jüngste Bericht der Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin in Stuttgart. Danach hat sich die Zahl der Absolventen, die sich für die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entscheiden, in den vergangenen Jahren verdreifacht.
„Wir können feststellen, dass die vielfachen Maßnahmen, um den Hausarztberuf attraktiver zu gestalten, Früchte tragen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der KV, Norbert Metke, bei der Vorstellung des Berichtes. Zusammen mit dem stellvertretende Vorsitzende Johannes Fechner wies er aber daraufhin, dass dies immer noch nicht ausreiche, um jeden freiwerden Hausarztsitz in dem Bundesland nachzubesetzen.
Die Koordinierungsstelle Allgemeinmedizin ist seit rund acht Jahren in der KV angesiedelt. Sie vernetzt die an der Weiterbildung Allgemeinmedizin beteiligten Praxen und Kliniken und entwickelt ansprechende Weiterbildungsangebote für junge Ärzte. An der Koordinierungsstelle beteiligen sich auch die Landesärztekammer sowie die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft.
„Die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner dauert etwa 6,5 Jahre und umfasst mehrere Abschnitte, die teilweise in der Klinik und teilweise in einer niedergelassenen Praxis stattfinden. Da ist eine gute Abstimmung wichtig, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten“, betonte Metke.
Neben der Koordinierungsstelle tragen auch allgemeinmedizinische universitäre Einrichtungen aus Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm sowie das Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin dazu bei, dass die Allgemeinmedizin für Absolventen attraktiver wird. Das Kompetenzzentrum bietet dazu unter anderem Maßnahmen wie Seminartagen, Train-the-Trainer Schulungen und Mentoring an.
Fechner betonte, dass die Weiterbildungsförderung in den Arztpraxen für die Nachwuchssicherung besonders wichtig ist. „Wir wissen, dass viele Arztpraxen ihre Nachfolge regeln, indem sie einen Arzt in Weiterbildung beschäftigen. Denn der junge Arzt bekommt so bereits einen Kontakt mit den Patienten, kennt das Praxisteam und die Abläufe“, sagte er.
Die KV habe die Weiterbildung 2018 daher mit 15,5 Millionen Euro gefördert. Die Krankenkassen beteiligen sich mit dem gleichen Betrag an der Finanzierung des Förderprogramms Allgemeinmedizin. Wichtig sei außerdem die Niederlassungsförderung in Regionen, in denen die Versorgung gefährdet sei. „Ebenso haben wir gemeinsam mit den Krankenkassen die Vergütungssituation der Hausärzte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, so Fechner.
Erst vor wenigen Tagen hatte die KV darauf hingewiesen, dass in den kommenden Jahren voraussichtlich rund 500 Hausarztpraxen im Land nicht nachbesetzt werden können. Derzeit seien von den rund 7.100 niedergelassenen Hausärzten im Südwesten etwa ein Drittel über 60 Jahre alt.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: