Vermischtes

Angriffe auf Einsatzkräfte sind Alltag, besonders bei Berufsfeuerwehren

  • Donnerstag, 19. Dezember 2024
/picture alliance, Carsten Koall
/picture alliance, Carsten Koall

Berlin – Im Einsatz beleidigt oder bedroht zu werden, ist für die Mitglieder vieler Feuerwehren nichts Ungewöhn­liches. Das zeigt eine Umfrage des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) und der Deutschen Gesetzlichen Un­fallversicherung (DGUV).

Das Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) führte die Online-Befragung durch und wertete die Zahlen aus. Mit mehr als 7.500 Personen wurden diesmal rund 1.000 Personen mehr als im Jahr 2023 erreicht. Von den Frei­willigen Feuerwehrkräften wiederholten rund 23 Prozent die Befragung.

Mehr als 50 Prozent der Freiwilligen Feuerwehrkräfte erklärten demnach, in den vergangenen beiden Jahren angegriffen worden zu sein. Bei den Werkfeuerwehrmitgliedern war der Anteil gleich hoch. Bei den Berufsfeuer­wehrangehörigen berichteten sogar 75 Prozent von Angriffen in den vergangenen zwei Jahren. Bei mehr als 90 Prozent aller Betroffenen gab es unter den Angriffen Beschimpfungen und Beleidigungen.

Bei der Berufsfeuerwehr sind die Zahlen für Beschimpfungen, das Bewerfen mit Feuerwerk und tätliche Angriffe besonders hoch. Alkohol- und Drogeneinfluss scheinen bei Angriffen auf die Berufsfeuerwehr zudem einen stär­keren Einfluss zu haben. Berufsfeuerwehrangehörige erleben darüber hinaus auch mehr Gewalt bei Einsätzen im häuslichen Umfeld und beim Rettungsdienst.

Gewalt geschieht für alle Feuerwehren vor allem im Straßenverkehr. Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr und Werkfeuerwehr erleben dort häufiger die Androhung, mit einem Fahrzeug angefahren zu werden, als die Berufs­feuerwehrmitglieder.

Zwei Drittel der Vorfälle werden nicht an die zuständigen Ordnungsbehörden gemeldet. Begründung: Dies hätte keine Aussicht auf Erfolg. Wie die Umfrage weiter zeigt, geht die Gewalt vorrangig von Einzeltätern aus.

„Dieser Zustand ist unhaltbar“, sagte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. Es könne und dürfe nicht sein, dass fast die Hälfte der befragten Feuerwehrangehörigen in den vergangenen beiden Jahren bei einem Einsatz beleidigt, be­droht oder an der Arbeit gehindert worden sei.

„Unsere Zahlen beweisen erneut, dass dies kein Einzelfall ist. Gesellschaft und Politik sind jetzt erst recht gleicher­maßen gefordert, das Rückgrat der inneren Sicherheit zu unterstützen“, betonte er.

„Mit diesen Zahlen dürfen wir uns nicht abfinden“, mahnte DGUV-Hauptgeschäftsführer Stefan Hussy. Auch verbale Übergriffe wie Beleidigungen seien ein „inakzeptables Verhalten“. Wer sich beruflich oder ehrenamtlich für andere einsetze, habe Respekt verdient, keine Beschimpfungen.

Banse rief die Einsatzkräfte schon in der Vergangenheit dazu auf, Gewalt wirklich anzuzeigen. „Wir Feuerwehren müssen uns aber auf Polizei und Justiz verlassen können, dass Gewalt gegen uns auch effektiv verfolgt wird – besonders in Großstädten. Vereinfachte Anzeigeverfahren und Sonderanwaltschaften wären hier hilfreich“, er­klärte er.

Auch der Alkohol- und Drogenmissbrauch müsse offenbar in den Großstädten stärker bekämpft werden, um Übergriffe zu verhindern, so Banse. Beide Verbände kündigten bereits in Resolutionen an, sich konsequent weiter mit dem Phänomen der Gewalt gegen Einsatzkräfte zu beschäftigen und deren Prävention zu stärken.

may/EB

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