Ärzteschaft

Bundesärztekammer drängt auf Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk

  • Montag, 30. Dezember 2024
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Berlin – Wegen der hohen Verletzungsgefahr sollte privates Silvesterfeuerwerk in Deutschland verboten werden. Dafür hat sich der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, ausgesprochen.

„Bleibt die Politik weiter untätig, trägt sie mit dazu bei, dass sich Jahr für Jahr Tausende Menschen durch Silvesterfeuerwerk verletzen und mitunter Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen werden“, sagte er. Das Thema müsse endlich angegangen und auf die Tagesordnung der nächsten Innenministerkonferenz gesetzt werden.

Reinhardt warnte, der falsche und fahrlässige Umgang mit Böllern und Raketen führe zu teils schweren Ver­letzungen und belaste die ohnehin hoch frequentierten Notaufnahmen der Kliniken. „Gerade Verletzungen an Augen und Ohren häufen sich in der Silvesternacht.

Besonders erschreckend sei auch, dass viele Kinder und Jugendliche zu Opfern werden. Zudem litten Menschen mit Atemwegserkrankungen, Schwangere und Menschen mit (Kriegs-)Traumata unter dem Lärm, den Explo­sionen und der Umweltverschmutzung durch die Feuerwerkskörper. Haus- und Wildtiere seien ebenfalls stark beeinträchtigt.

Reinhardt zufolge zeigte das zeitweilige Böller-Verkaufsverbot während der Coronapandemie, dass die Gefahren durch entsprechende Regelungen deutlich hätten reduziert werden können. In Hamburg habe es Silvester 2020 nur etwa ein Drittel der Noteinsätze aus dem Vorjahr gegeben. In Berlin sei die Zahl der Einsätze von 1.523 auf 862 gesunken. Seit Samstag ist in Deutschland Silvester-Feuerwerk erhältlich.

Reinhard schlägt als Alternative zur „privaten Böllerei“ zentral organisierte Feuerwerke oder Drohnen- und Lasershows vor. „Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.“

Unterdessen bereiten sich Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in vielen Bundesländern erneut auf Übergriffe auf Einsatzkräfte ein. „Sorgfältig und umfassend“ bereiteten sie sich daher auf mögliche Einsatzlagen rund um den Jahreswechsel vor, teilte etwa das Innenministerium in Niedersachsen mit.

Wie in jedem Jahr sei mit „unvernünftigen und gefährlichen Aktionen“ vor allem schwer betrunkener Menschen zu rechnen. Konkrete Hinweise auf geplante gefährliche Aktionen liegen demnach aber nicht vor. Die hauptbe­ruflichen Feuerwehren und Rettungsdienste verstärkten angesichts der Erfahrungen der Vorjahre das Personal in den Feuer- und Rettungswachen, kündigte das Ministerium an.

Die Gewerkschaft der Polizei erklärte, auf die Einsätze in der Silvesternacht sei die Polizei gut vorbereitet und könne auf mögliche Angriffe oder Ausschreitungen „schnell und zielgerichtet“ reagieren. Eine landesweit sichtbare Präsenz sei aber nur mit entsprechender Personalstärke möglich.

Zusätzlichen Aufwand erfordern laut Gewerkschaft der Polizei die Kontrollen der Waffen- und Böllerverbots­zonen. Daher seien stärkere Zusammenarbeit und mehr Unterstützung seitens der Ordnungsbehörden „wünschenswert“.

Nach Einschätzung des Deutschen Roten Kreuzes sind erfahrungsgemäß besonders die Städte im Land betroffen. Ziel sei, darauf zu achten, personell gut aufgestellt zu sein. „Wir haben es schon seit einigen Jahren mit einer gesunkenen Hemmschwelle zu tun“, hieß es vom Landesverband. Den Einsatzkräften werde „immer mal wieder deutlich weniger Respekt entgegengebracht, als angemessen wäre“. Diese seien zur Deeskalation angehalten und wüssten, wann sie sich eher zurückziehen oder die Polizei um Hilfe bitten sollten.

Nach Angaben des Innenministeriums wird Gewalt gegen Einsatzkräfte zunehmend angezeigt – und man werde „dies auch zukünftig tun“. Bei Einsätzen mit erhöhten Risiken für Rettungsdienste und Feuerwehren reagiere die Polizei mit einem verstärkten Aufgebot.

Auch die Gewerkschaft der Polizei kündigte an, Verstöße gegen geltende Gesetze - sei es durch Angriffe auf Einsatzkräfte, den unerlaubten Umgang mit Feuerwerk oder andere Straftaten - konsequent zu verfolgen: „Wir appellieren an die Bevölkerung, sich an die Regeln zu halten, damit der Jahreswechsel für alle sicher und friedlich verläuft.“

dpa/afp/may

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