Apotheken in Deutschland geraten immer stärker unter Druck

Passau – Das Geschäft ausländischer Onlineapotheken setzt die deutschen Apotheken immer stärker unter Druck. Das berichtete die Passauer Neue Presse (Donnerstag) unter Berufung auf eine Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion. Demnach mussten von 2016 bis 2017 exakt 629 Apotheken schließen; zum Jahresende waren nur noch 19.748 im Betrieb und damit 10 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren.
Die Krankenkassen zahlten zudem immer mehr Geld für Arzneimittel aus dem ausländischen Versandhandel, hieß es weiter. 2017 stiegen die Ausgaben der gesetzlichen Versicherungen für derartige Medikamente im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent auf 410 Millionen Euro. Seit Oktober 2016 dürfen ausländische Versandapotheken Boni und Rabatte für das Einlösen von Rezepten gewähren, was sowohl inländischen Versandapotheken als auch Präsenzapotheken nicht erlaubt ist.
Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten. Nun teilte das Bundesgesundheitsministerium mit, dass der „Meinungsbildungsprozess über die Art der Umsetzung dieser Vereinbarung“ innerhalb der Regierung noch nicht abgeschlossen sei. Ein solches Verbot sei nur möglich, wenn es „zum Schutze der Gesundheit und des Lebens von Menschen gerechtfertigt wäre“.
Die Linken-Gesundheitspolitikerin Sylvia Gabelmann sieht diese Notlage für Patienten in einigen ländlichen Regionen bereits als gegeben. „Dort, wo der Versandhandel auf Dauer die Präsenzapotheken verdrängt und damit die Versorgung mit Medikamenten in Notfällen, nachts und am Wochenende gefährdet, trifft das zu“, sagte sie. Die Versorgungslage in den Dörfern verschlechtere sich „rapide“, die Zahl der Apotheken sei dort „noch viel dramatischer zurückgegangen“.
Gabelmann forderte ein „zügiges Verbot“ des Onlinehandels. Sie kritisierte, dass die Bundesregierung noch immer keinen Terminplan für das angekündigte Verbot vorgelegt habe. Das sei aus Patientensicht „nicht länger hinnehmbar“.
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