Politik

Apotheken planen Protestaktion für Honorarerhöhung

  • Dienstag, 16. Dezember 2025
/picture alliance, Monika Skolimowska
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Berlin – Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) plant morgen eine bundesweite Protestaktion, um ihre Forderung nach einer Honorarerhöhung zu unterstreichen. Tausende Apotheken sollen unter anderem ihre Lichter ausstellen und mit Notbeleuchtung arbeiten, um auf die Gefährdung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung aufmerksam zu machen.

Planmäßig soll das Bundeskabinett morgen das Apothekenversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) verabschieden. Neben einer Reform der Vergütung und neuen pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) enthält der Gesetzentwurf auch hoch umstrittene Kompetenzerweiterungen in den ärztlichen Bereich hinein wie die Abgabe von Arzneimitteln ohne ärztliche Verordnung.

Doch zum Verdruss der Apothekenverbände herrscht weiter große Unsicherheit, ob das Gesetzvorhaben morgen überhaupt auf den Tisch kommt. „Wir wissen 24 Stunden vor der geplanten Kabinettsbefassung immer noch nicht, ob das Thema behandelt wird“, kritisierte ABDA-Präsident Thomas Preis heute in Berlin. Er gehe davon aus, dass es auch inhaltliche Änderungen geben wird – welche das sind, wisse aber auch die ABDA nicht.

Besonders stößt der Apothekerschaft auf, dass die im Koalitionsvertrag versprochene Erhöhung des Packungsfixums von jetzt 8,35 Euro auf 9,50 Euro gestrichen wurde. Seit mittlerweile 13 Jahren hätten die Apotheken nun keine Honorarerhöhung mehr erhalten, klagte Preis. Im selben Zeitraum seien die Betriebskosten um 65 Prozent gestiegen.

Mit rund einer Milliarde Versorgungs- und Beratungskontakten pro Jahr hätten die Apotheken genauso viele tatsächliche Patientenkontakte wie Arztpraxen. Dennoch lägen die Ausgaben der Krankenkassen für Arztpraxen mit 50 Milliarden Euro im Jahr fast zehnmal höher als jene für Apotheken mit 5,8 Milliarden Euro.

Während die Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) von 2013 bis 2025 insgesamt um 72 Prozent gestiegen seien, sei bei der Apothekenvergütung nur ein Plus von zwölf Prozent zu verzeichnen gewesen.

„Diese Rechnung kann betriebswirtschaftlich für die meisten Apotheken nicht aufgehen“, sagte Preis. Resultat sei das seit Jahren anhaltende Apothekensterben. So sei die Zahl der Offizinen in Deutschland von 20.662 im Jahr 2013 auf 16.732 in diesem Jahr gefallen, ein Minus von 19 Prozent. Beinahe jede fünfte Apotheke in Deutschland habe demnach in den vergangenen Jahren geschlossen, ihre Gesamtzahl sei so niedrig wie seit 1977 nicht mehr.

Um angesichts dieser Lage den Druck zu erhöhen, hat die ABDA die Protestaktion organisiert. Neben dem Aufruf zur Abdunkelung stellt sie den Apotheken Infomaterial in Form von Flyern und Postern zur Verfügung. Wie viele Apotheken sich an der Aktion beteiligen werden, weiß die ABDA nicht. Die Downloadzahlen auf der Kampagnenseite würden jedoch eine rege Beteiligung erwarten lassen, hieß es.

Die ABDA betonte, zwar enthalte der ApoVWG-Gesetzentwurf in seiner letzten Fassung auch betriebswirtschaftlich wirksame Maßnahmen wie die Wiedereinführung von handelsüblichen Skonti, die der Bundesgerichtshof den Apotheken vergangenes Jahr untersagt hatte.

„Aber das allein rettet die wirtschaftliche Situation der öffentlichen Apotheken überhaupt nicht“, betonte Preis und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass das letztliche Ziel der ABDA eine Erhöhung des Packungsfixums sei.

„Dass das möglich ist, sehen wir ja in der Ärzteschaft“, unterstrich er. Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband hatten sich im Februar auf eine Honorarerhöhung um 2,8 Prozent geeinigt. Das ApoVWG sieht eine solche Verhandlungslösung für Honorarerhöhungen künftig auch für die Apotheken vor.

Voraussichtlich von Januar bis in den Frühsommer 2026 soll das Gesetz den parlamentarischen Prozess durchlaufen. „Das ist die Zeit, weitere eskalierende Schritte zu machen“, kündigte Preis an. „Wenn die Punkte, die wir fordern, nicht kommen, werden wir eskalieren. Das ist ganz klar.“

lau

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