Apotheker fordern Verbot von Boni auf Arzneimittelpreise

Berlin – Die deutschen Apotheker verlangen eine sofortige Gesetzesänderung, um die vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) erlaubten Rabatte auf Arzneimittel im Versandhandel wieder abzuschaffen. Dafür werde die Apothekerschaft eine bundesweite Kampagne auflegen, kündigte der Präsident der Vereinigung der Apothekenkammern und -verbände, ABDA, Friedemann Schmidt, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung an.
„Wir werden aus allen Rohren schießen. Dieser destruktive Eingriff in die Rechtsordnung, in funktionierendes Gesundheitswesen muss geheilt werden“, sagte Schmidt der Zeitung. Die Änderung sei binnen weniger Wochen im Rahmen des derzeit beratenen Arzneimittelgesetzes möglich.
Nach dem Urteil der Luxemburger Richter müssen sich ausländische Versandapotheken nicht an die deutsche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel halten. Bayern kündigte deshalb bereits eine Bundesratsinitiative an, um den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland zu verbieten.
Rückendeckung erhält Schmidt auch von der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Präsident Theodor Windhorst sprach sich heute ebenfalls für ein Versandhandelsverbot aus. Er sieht eine Gefahr für die einheimischen Apotheken und die Patienten. Die Apotheken im Land haben nach Ansicht von Windhorst bei der Medikamentenversorgung der Patienten eine wichtige informative und aufklärende Funktion und trügen so auch zur sicheren Anwendung von Arzneimitteln ihrer Kunden bei. Zudem sei auch das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und dem Apotheker vor Ort von Bedeutung.
„All dies fällt bei dem Apothekenversandhandel weg. Durch die Rabatte können Versandapotheken den einheimischen Apotheker unterbieten und sind so die Gewinner und Nutznießer des offenen Marktsystems.“ Es sei grundsätzlich gut, wenn sich der Markt öffne, sagte Windhorst. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass es einseitig einen
Gewinner, auf der anderen Seite aber mehrere Verlierer, nämlich die Patienten und die
Apotheken vor Ort, gebe. Windhorst fordert deshalb das Land Nordrhein-Westfalen auf, sich im Bundesrat für ein Verbot des Apothekenversandhandels einzusetzen und die Initiative von Bayern zu unterstützen.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: