Arzneimittelausgaben: Hohe Kosten, geringer Marktanteil

Berlin – Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz der zehn stärksten Arzneimittel 4,1 Milliarden Euro netto. Das entspricht rund zwölf Prozent des gesamten Nettoumsatzes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Fertigarzneimittel, der 2016 bei 33,6 Milliarden Euro lag. Das geht aus dem GKV-Arzneimittelindex des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. Gleichzeitig hatten diese zehn Arzneimittel bei den verordneten Tagesdosen nur einen Marktanteil von 1,1 Prozent.
Insgesamt wurden 2016 laut WIdO über 10.500 verschiedene Arzneimittel verordnet, die rund 2.460 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen umfassten. Unter den zehn Arzneimitteln, die mit einem Durchschnittswert von 9,35 Euro je Tagesdosis mehr als elfmal so teuer wie der Durchschnitt aller Arzneimittel waren, befindet sich auch das umsatzstärkste Arzneimittel Humira. „Im März hat die europäische Zulassungsbehörde das erste Biosimilar zu Humira genehmigt. Das lässt auf eine zukünftige Entlastung bei den Arzneimittelkosten hoffen“, verwies Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
Zudem gehören zu den Top 10 der umsatzstärksten Arzneimittel auch Produkte, deren Schutzrechte bereits abgelaufen sind. Für drei Wirkstoffe gibt es dem WIdO zufolge bereits günstigere generische oder biosimilare Alternativen. Beispielsweise sei für Enbrel mit dem Wirkstoff Etanercept gegen Immunsystemerkrankungen wie Rheuma oder Schuppenflechte bereits seit Februar 2016 mit Benepali ein biosimilares Produkt zugelassen und im Markt erhältlich.
Für das Präparat Clexane mit dem Wirkstoff Enoxaparin, das zur Thromboseprophylaxe eingesetzt wird, sind laut WIdO zwar alternative Produkte europaweit zugelassen und beispielsweise in den Niederlanden auch verfügbar. In Deutschland wurden diese bisher jedoch nicht auf den Markt gebracht. „Durch den mangelnden Wettbewerb bei diesen Arzneimitteln sind der GKV im Jahr 2016 viele Millionen Euro an unnötigen Ausgaben entstanden“, sagte Schröder.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: