Ärzteschaft

Auch das Ausland sucht Konzepte für die Notdienstversorgung

  • Montag, 15. Mai 2017
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Berlin – Deutschland steht mit dem Problem überfüllter Notfallambulanzen in den Kran­ken­häusern nicht allein da. „Alle industrialisierten Länder arbeiten daran, die Direktinan­spruchnahme von Krankenhäusern über die Notfallambulanzen zu minimieren. Ein deut­scher Sonderweg wäre ein Weg in die Ineffizienz“, sagte Dominik von Stillfried, Ge­schäfts­führer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

Das Problem dabei ist bekanntlich, dass immer mehr Patienten in die Notaufnahmen kom­­men, die eigentlich keine Notfälle sind, und folglich auch eine Praxis aufsuchen oder den vertragsärztlichen Bereitschaftsdienst in Anspruch nehmen könnten. Von Stillfried kriti­sierte eine Einschätzung des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach. Dieser wurde in der Berliner Morgenpost vom 12. Mai mit der Aussage zitiert: „Wir brau­chen kein Um­er­ziehungsprogramm, sondern mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen.“

Zi weist auf Kampagne in Australien hin

Der Zi-Geschäftsführer wies darauf hin, dass in vielen Industrieländern derzeit öffentlich wirksame Kam­pagnen laufen, um Patienten zu einer größeren Zurückhaltung bei der Di­rektinan­spruch­nahme von Krankenhäusern zu motivieren, in Australien etwa unter dem Motto ‚Keep Emergency for emergencies‘.“ Hintergrund sei auch die Studien­la­ge, die zei­ge, dass eine ungesteuerte Inanspruchnahme von Krankenhausambulanzen zu einem dra­matischen Fehleinsatz knapper Ressourcen im Gesundheitswesen führe.

Von Stillfried machte auf ein Konsenspapier der Kassenärztlichen Vereinigungen vom März 2017 auf­merksam. Demnach sollen die gesetzlich Versicherten in Deutschland künf­tig rund um die Uhr ein telefonisches Beratungsangebot nutzen können, das die Dringlich­keit eines medizini­schen Behandlungsbedarfs einschätzen hilft und Patienten an den rich­tigen Behand­lungs­ort leiten kann. Dafür soll die Notrufnummer 116117 entspre­chend aus­gebaut werden. Außerdem sollte künftig ein ähnliches Erstein­schätzungs­­ver­fahren auch in Bereitschaftspraxen und an Krankenhäusern angewendet werden, um die Notauf­nah­men der Krankenhäuser für wirklich dringliche Notfälle freizuhalten.

In diese Richtung argumentiert auch der Marburger Bund (MB). „Unsere Vorschläge zie­len darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und KV-Bereitschafts­dienst zu verbessern – durch eine integrative, gemeinsame Versorgung, durch mehr Koordination und eine standardisierte, stets gleiche Ersteinschätzung der Behandlungs­dringlichkeit der Patienten“, erläuterte Susanne Johna, MB-Bundesvorstandsmitglied.

„Die Rettungsmedizin ist mit Kanonen gegen lebensbedrohliche Zustände ausgerüstet, sie sollte nicht auf Spatzen gerichtet werden“, fasste Stillfried zusammen. Nach Erkennt­nissen des Zi kosten vermeidbare Krankenhausfälle über die Notaufnahmen der Kran­ken­häuser in Deutschland pro Jahr zwischen sieben und zwölf Milliarden Euro.

hil

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