Diskussion um Notfallversorgung geht weiter
München/Hannover/Berlin – In der Diskussion um die steigenden Patientenzahlen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bayerns jetzt ein gestern vorgestelltes Eckpunktepapier des Marburger Bundes (MB) kritisiert.
Dies beginnt bereits mit dem Vorgehen der Ärztegewerkschaft. „Wenn es wirklich das Ziel wäre, die Patientenversorgung zu verbessern, dann würde man sich doch mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen und die Ergebnisse anschließend gemeinsam kommunizieren“, hieß es aus dem Vorstand der KV. Fakt sei, dass das Gros aller ambulanten Behandlungsfälle während und außerhalb der Sprechstundenzeiten der Praxen nach wie vor durch die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten geleistet werde und nicht durch die Kliniken, erklärten Wolfgang Krombholz, Pedro Schmelz und Claudia Ritter-Rupp.
Durch die Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes mit zentral gelegenen Bereitschaftspraxen und einem separaten Fahrdienst mit eigenen Fahrern, die die Ärzte im Dienst entlasteten, habe man in Bayern die passende Lösung für eine zukunftsorientierte Notfallbehandlung gefunden, erklärte der KV-Vorstand. In konstruktiven Gesprächen vor Ort gelinge es im Regelfall zügig, sich über die Einrichtung einer Bereitschaftspraxis neben einer stark frequentierten Notaufnahme zu verständigen und so für klare Wege und Zuständigkeiten im Falle eines ambulanten Notfalls zu sorgen, so der Vorstand der KV Bayerns.
Der MB-Vorsitzende Rudolf Henke hatte gestern bei der Vorstellung des Eckpunktepapiers erklärt, dass Patienten durch die Vielzahl der Regelungen und Telefonnummern nicht mehr selbstständig den richtigen Ort zur Versorgung ihres gesundheitlichen Problems fänden. Gleichzeitig ließen sie sich nicht durch Gebühren oder mehr Informationen steuern. Daher fordert der Verbandsvorsitzende alle Ärzte auf, gemeinsam an einer Strukturreform zu arbeiten. In dem Papier plädiert der MB für ein Triage-System zur Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit. „Dafür müssen einheitliche Standards für alle Anlaufstellen der Notfallversorgung festgelegt werden“, heißt es in dem Papier.
Auf die Verantwortung der Bürger wies unterdessen der Vorstandsvorsitzende der KV Niedersachsen, Mark Barjenbruch, hin. „Patienten mit einer nicht lebensbedrohlichen Erkrankung, die außerhalb der Sprechzeiten einen Arzt konsultieren müssen, sollten nicht gleich die Notfallambulanz eines Krankenhauses aufsuchen“, betonte Barjenbruch. Die Krankenhäuser klagten zu Recht darüber, dass sie für dieses erhöhte Aufkommen nicht gerüstet seien. Die Politik sollte daher darüber nachdenken, ob nicht weitere Steuerungselemente nötig seien.
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