Aufruf zu mehr Klimaschutz und Anpassungsstrategien

Berlin – Kinder- und Jugendärzte warnen vor den Gefahren des Klimawandels für die Kindergesundheit und rufen zu mehr Klimaschutz und Anpassungsstrategien auf. Dafür hat die Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Allianz für Klimawandel und Gesundheit (Klug) heute ein Positionspapier an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) übergeben.
Die Unterzeichner des Papiers mahnen die sofortige Reduzierung der Treibhausgasemissionen und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens an. Zu den Forderungen gehören zudem die sofortige Umgestaltung der Mobilität zugunsten von ÖPNV, des Fahrrades und Zufußgehens und die Beschränkung der Verwendung verschiedener Chemikalien und Plastikstoffe.
Die Verbände weisen in dem Papier auf eine steigende Gefahr von Früh- und Totgeburten durch Hitzewellen hin. Höhere Feinstaub- und Ozonbelastungen infolge von Hitze könnten Organschäden verursachen.
„Verschiedene Infektionskrankheiten, Allergien und Asthma, Übergewicht, aber auch psychische Belastungen wie Depressionen und Angststörungen werden durch den Klimawandel deutlich zunehmen“, heißt es zudem. „Darauf ist die medizinische und psychologische Infrastruktur nicht vorbereitet“ sagte Antje Herbst vom Kinderklinikum Leverkusen. Die Klimaneutralität erst 2045 zu erreichen, sei zu spät.
Bianka Pergande, Sprecherin des Netzwerks Kinderrechte, forderte die Bundesregierung auf sich an den Koalitionsvertrag zu halten und Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Kinder hätten aufgrund des Klimawandels mit signifikanten Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte zu rechnen, so Pergande.
Unterstützt werden die Forderungen von 25 Fachgesellschaften und Verbänden aus der Kinderheilkunde, etwa dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) oder der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI). Die Verbände repräsentieren zusammen mehr als 15.000 Mitglieder.
„Kinder und Jugendliche sind die Hauptverlierer des Klimawandels,“ sagte Lauterbach. Er begrüßte den Einsatz der Kinder- und Jugendärzte und sicherte zu, den Ansatz in jeder Form zu „begleiten“. Dabei dürfe der Klimaschutz nicht an Haushaltsdebatten scheitern.
Dazu, ob er die Ausrufung eines „Klimanotstandes“ befürworten würde, damit der Klima -und Transformationsfond auch außerhalb der Schuldenbremse finanziert werden könne, äußerte sich Lauterbach nicht. Allerdings sei es eine schlechte Nachricht für alle, so der Minister, dass der Fond als nicht verfassungskonform bewertet wurde.
Johannes Wagner (Grüne) vom Gesundheitsausschuss und Mitglied von Klug wünscht sich mehr Tempo beim Klimaschutz. Zwar mache die Bundesregierung bereits viel, doch stocke es beispielsweise bei der Transformation der Wirtschaft, etwa im Ernährungsbereich, dem Gebäudesektor oder dem Mobilitätssektor, sagte er dem Deutschen Ärzteblatt.
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