Vermischtes

Klimakrise gefährdet auch die psychische Gesundheit

  • Freitag, 29. September 2023
/bunyarit, stock.adobe.com
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Berlin – Die psychische Gesundheit ist durch Klimakrise massiv gefährdet. Studien zeigen, dass Naturkatastro­phen, Hitzewellen oder Luftverschmutzung die Psyche belasten und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Posttraumatische Belastungsstörungen erhöhen.

Darauf wies die Psychotherapeutin Lea Dohm gestern bei einer Online-Veranstaltung zum Thema „Planetary Health – Mentale Gesundheit“ von Klug, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, hin.

Als Beispiel für direkte psychische Auswirkungen nannte Dohm die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021, die bei vielen Menschen Traumafolgestörungen hinterlassen habe. Indirekte Auswirkungen seien beispielsweise auf der Flucht traumatisierte Geflüchtete, die ihr Herkunftsland aufgrund von Klimakatastrophen wie Dürre oder Überflutungen verlassen mussten.

Die psychischen Folgen der Klimakrise treffen der Psychotherapeutin zufolge vulnerable Gruppen, wie Kinder und Jugendliche, sozial Benachteiligte oder Menschen mit psychischen Vorerkrankungen, besonders hart. „Wir haben jetzt schon Probleme mit den Behandlungskapazitäten. Ich weiß nicht, wie wir die Versorgung der Hilfebedürfti­gen schaffen sollen, wenn nicht gegengesteuert wird“, sagte sie.

Der Klimawandel verursacht auch einen Anstieg von Hitze. Die wiederum hat nach Dohm Müdigkeit, Aggressivität, Konflikte, und mehr Fehler im Arbeitsleben zufolge. Ab einer Temperatur von 30 Grad Celsius nähmen beispiels­weise Arbeitsunfälle um 7,4 % zu. „Die Auswirkungen von Hitze werden systematisch unterschätzt; insbesondere die Risikogruppen wissen das oft nicht“, betonte sie. Man müsse hier mehr aufklären.

Die Klimapsychologie beschäftige sich auch mit dem Thema Resilienz, also mit der Frage, wie man gesund durch die Krisen kommt. „Unsere Resilienz ist begrenzt. Und es gibt keine Resilienz ohne transformatorisches Handeln, also Klimaschutz, für den wir alle etwas tun können“, erklärte Lea Dohm.

Der psychischen Gesundheit förderlich sei es, „wertekonform zu leben“, so die Psychotherapeutin weiter. Viele Menschen hätten den Wunsch, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der die eigenen Werte abbildet. „Kognitive Dissonanz am Arbeitsplatz hingegen führt zu Stress und dem Wunsch nach Umorientierung.“ Der Führung in Unternehmen empfiehlt sie deshalb, jegliches Nachhaltigkeitsengagement von Mitarbeitenden zu fördern. Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel.

Mit der Frage, was es in der Arbeitswelt braucht, um die mentalen Ressourcen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu stärken, beschäftigt sich Kristin Köhler, Ärztin und Gründerin von „Verde ­- Gesundheit in Natur“. Stress lasse sich schon durch den Blick auf Grünes, zum Beispiel auf Grünflächen, begrünte Hinterhöfe, Terrassen oder Pflanzen in Büros reduzieren ­– im Gegensatz zum Blick auf Beton oder weiße Wände.

„Natur muss im Alltag erfahrbar gemacht werden, auch in der Arbeitswelt“, sagte Köhler. Dazu könnten auch achtsames Essen in der Natur beitragen, oder der Gemüseanbau in der Mittagspause. Stress und depressive Stimmung reduziere sich deutlich durch den Naturaufenthalt. Durch die Klimakrise erlebe man einen Verlust an Natur, von Bäumen, Pflanzen und Insekten. Jeder einzelne müsse seinen grünen Handabdruck vergrößern, um den Klimawandel aufzuhalten, forderte die Ärztin.

PB

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