Ärzteschaft

Verbände plädieren für stärkere Eindämmung der Gesundheitsbelastung durch Luftverschmutzung

  • Donnerstag, 23. Februar 2023
/kichigin19, stock.adobe.com
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Berlin – Eine Verstärkung der Maßnahmen, um die Krankheitslast durch Luftverschmutzung und insbe­son­dere Feinstaub zu senken, fordern die Bundesärztekammer (BÄK) sowie die Gesundheitsverbände Health and Envi­ronment Alliance (HEAL) und Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).

Es sei klar, sagte heute BÄK-Präsident Klaus Reinhardt, dass Luftverschmutzung ein großes gesundheitliches Risiko darstelle. Dies betreffe alle großen Volkskrankheiten – also Herz-Kreislauferkrankungen, Atemwegser­krankungen und Krebs.

„Studien zeigen außerdem, dass das Risiko für Kinder besonders ausgeprägt ist, da sie noch in der Entwick­lung sind. Die Gesundheit wird schon im frühen Kindesalter, selbst schon im Mutterleib, durch Luftverschmut­zung beeinträchtigt, mit lebenslangen Folgen.“

Mit Blick auf die Revision der Luftqualitätsrichtlinie forderte er das Europäische Parlament sowie den EU-Umweltministerrat dazu auf, den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu folgen. Diese sehen im Vergleich zu den EU-Bestimmungen deutlich striktere Grenzwerte für Schadstoffe wie Feinstaub oder Stickstoffoxid vor.

Die anstehende Überarbeitung der EU-Luftqualitätsrichtlinie stelle eine echte Chance dar, etwas für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu tun, betonte Barbara Hoffmann, Umweltepidemiologin an der Universität Düsseldorf.

Die gesundheitliche Bilanz der Luftverschmutzung in Deutschland sei „verheerend“. Sie verwies auf Zahlen, wonach jährlich etwa 70.000 Todesfälle durch Luftverschmutzung mitverursacht würden. Bei der gemessenen Feinstaubbelastung liege Deutschland im europäischen Mittelfeld, aber „deutlich oberhalb“ der WHO-Em­pfehlungen.

Auch Anne Stauffer, stellvertretende Geschäftsführerin bei HEAL, sprach sich für eine „ambinionierte“ Überar­beitung der Luftqualitätsgrenzwerte auf EU-Ebene aus – dies sei „dringend notwendig“. Erforderlich sei der politische Wille, den Gesundheitsschutz an die erste Stelle zu setzen.

Stauffer forderte eine vollständige Angleichung an die aktualisierten WHO-Empfehlungen bis spätestens 2030 und ein starkes Rahmenwerk, das rechtlich verbindliche Grenzwerte und politische Durchsetzungs­mecha­nismen einschließen müsse. Für diese Ziele solle sich die Bundesregierung auf EU-Ebene einsetzen.

Dabei müssen Maßnahmen in allen Bereichen getroffen werden, betonte Anja Behrens, Sprecherin der AG Saubere Luft bei KLUG. Mitdenken müsse man unter anderem die Energiegewinnung und Industrie, die Haushalte, die Landwirtschaft sowie den Verkehr.

aha

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