Medizin

Künstliche Befruchtung: Spanien gibt in Europa das Tempo an

  • Dienstag, 4. Juli 2017
Baby im Reagenzglas/ tiero, stock.adobe.com
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Genf – Künstliche Befruchtungsverfahren sind in Spanien am häufigsten. Das Land im Süden Europas hat die früheren Erstplatzierten Russland und Frankreich schon im Jahr 2014 überholt. Das geht aus einer vorläufigen Auswertung nationaler ART-Registerdaten (Assisted Reproductive Technology) hervor, die heute bei der 33. Jahrestagung der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) vorgestellt wurden.

Durch künstliche Befruchtung kamen im Jahr 2014 in Europa mehr als 146.000 Kinder zur Welt. Etwa 707.100 ART-Behandlungen wurden vom aktuellen Report erfasst. Nicht enthalten sind in diesem Jahr Zahlen aus Großbritannien, die im Jahr 2013 immerhin 61.000 ART-Behandlungen durchgeführt hatten. Dennoch entspreche die Gesamtzahl aus 36 Ländern 80 Prozent aller intrauterinen Befruchtungen (IUI), In-vitro-Fertilisationen (IVF), Intrazytoplasmatischen Spermieninjektionen (ICSI) und Eizellspenden in Europa, sagt der Vorsitzende der ESHRE Carlos Calhaz-Jorge.

In-vitro-Fertilisation Schema /Naeblys, stock.adobe.com
In-vitro-Fertilisation /Naeblys, stock.adobe.com

Die meisten Versuche zur künstlichen Befruchtung haben seit 1997 Ärzte in Spanien durchgeführt: 109.275 ART-Behandlungen allein im Jahr 2014. In Russland waren es 94.985, in Frankreich 90.424 und in Deutschland 81.177. Am häufigsten kommt mit 336.123 Versuchen die ICSI in Europa zum Einsatz. Nur halb so oft (123.809) setzen die Eltern ihre Hoffnung auf die IVF. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu gebären bei IVF höher als bei ICSI (34,6 versus 33,1 Prozent). In Deutschland liegt die Schwangerschaftsquote für IVF bei 28,8 Prozent und für ICSI bei 28,1 Prozent. Die beste Erfogsraten haben Moldavien und Mazedonien (40,7 bzw 43,5 Prozent für IVF und ICSI in Moldavien / 53,1 bzw 41,2 Prozent in Mazedonien).

Hingegen variiert die Schwangerschaftsquote aufgrund einer Eizellspende regional stärker und steigt im Mittel auf etwa 50 Prozent. Einen Vorteil scheint auch der Transfer der befruchteten Eizelle nach fünf Tagen (Blastozyste) gegenüber dem Transfer nach drei Tagen zu haben.

Ein abnehmender Trend zeichnet sich bei der Geburt von Zwillingen ab, die der Drillinge bleibt stabil. In 2014 waren unter den Babies, die durch künstliche Befruchtung zur Welt kamen, 17 Prozent Zwillinge, 35 Prozent kamen allein zur Welt – in Jahr 1997 waren es noch 11 Prozent, die ohne Geschwister geboren wurden. „Die Zahl der Mehrlingsgeburten nimmt langsam aber stetig ab“, bestätigt Calhaz-Jorge die aktuellen ART-Register Daten.  

Regionale Unterschiede

Auch in Deutschland bieten zahlreiche Kinderwunschzentren künstliche Befruchtungen an und die Palette der invasiven und nicht-invasiven Pränataluntersuchungen wächst stetig.

Die Nachfrage übersteige in den meisten Ländern Europas weiterhin das Angebot, erläutert Calhaz-Jorge. Gut aufgestellt sei das Angebot von Dänemark, Tschechien, Belgien und der Slowakei mit mehr als 2.000 künstlichen Befruchtungen pro einer Millionen Einwohner. Hingegen gibt es in Malta, Portugal und Italien nicht ausreichend Kliniken, die den unerfüllten Babywunsch vieler Eltern erfüllen könnten. Denn laut einer Studie bedarf es etwa 1.500 Versuche zur künstlichen Befruchtung pro einer Millionen Einwohner.

gie

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