Bayerische Krankenhäuser fürchten rote Zahlen

München – Nach zwei Jahren Coronapandemie und stetig steigenden Kosten fürchten zwei Drittel der bayerischen Krankenhäuser laut einer Umfrage rote Zahlen. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) forderte gestern schnelle Abhilfe der Politik, um die Zukunft der Kliniken zu sichern.
Nach einer internen Umfrage der BKG haben im vergangenen Jahr bereits knapp 62 Prozent der bayerischen Krankenhäuser Verluste geschrieben. In diesem Jahr erwarten mehr als 66 Prozent ein Defizit.
Dies hängt maßgeblich mit der Coronapandemie zusammen: Eine wesentliche Einnahmequelle sind Operationen. Wegen der Pandemie mussten die Krankenhäuser teils über Monate nicht zwingend notwendige Eingriffe absagen, beispielsweise Knie- und Hüft-OPs. Zudem bringt die Inflation den Krankenhäusern große Kostensteigerungen.
Eine weitere permanente Sorge ist der Personalmangel: Laut BKG hat die bayerische Durchschnittsklinik eine Belegschaft von 700 Angestellten. Ebenfalls im Schnitt fehlen demnach zwischen 60 und 70 Mitarbeiter – davon 30 Krankenpflegekräfte sowie acht Ärzte. „Ein großes Problem sind die Stellen, die unbesetzt sind“, sagte BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen dazu.
Besserung ist laut BKG vorerst nicht in Sicht, weder finanziell noch bei der Belastung durch die Pandemie: Die Zahl der Corona-positiven Patienten ist auf einen neuen Höchststand von 5.100 gestiegen. Die BKG-Vorsitzende und Kitzinger Landrätin Tamara Bischof sprach von einem „noch nie da gewesenen Rekordniveau“.
Abgesehen vom Behandlungsbedarf sind die Kliniken mit großem organisatorischen und bürokratischen Aufwand konfrontiert: „Es müssen immer größere Infektionsabteilungen betrieben werden und erneute Umorganisationen sind nötig“, sagte Bischof. „Der maximale Infektionsschutz ist eine anhaltende Kraftanstrengung und eine hohe physische und psychische Belastung für alle unsere Beschäftigten.“
Gleichzeitig fallen wieder sehr viele Mitarbeitende aus, die sich selbst anstecken. Am Kitzinger Krankenhaus seien vor zwei Wochen von 450 Beschäftigten 50 infiziert gewesen, sagte Bischof dazu. Auch die drei Kliniken in Stadt und Landkreis Bamberg meldeten gestern wegen hoher Patientenzahlen bei gleichzeitigen Personalausfällen eine „extrem angespannte“ Lage.
Die von der Bundesregierung verordnete Lockerung der Corona-Beschränkungen stößt deswegen in den Kliniken auf scharfe Kritik, Bischof nannte diese „unverständlich“.
Zeitgleich mit den Lockerungen steigen die Infektionszahlen weiter. Das Robert-Koch-Institut meldete 41.298 neue Coronafälle im Freistaat, die bayernweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg binnen 24 Stunden von 2.134,4 auf 2.185,9 Infektionen pro 100.000 Einwohner und Einwohnerinnen.
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