Politik

Personalausfälle in Krankenhäusern führen zu Einschränkungen

  • Dienstag, 22. März 2022
/picture alliance, Marijan Murat
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Berlin – Angesichts steigender Coronainfektionszahlen wird die Versorgungslage in den Krankenhäusern nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer enger. „Wir haben flächendeckend ein Problem mit Personalausfällen durch Quarantäne und Isolation“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).

Eine aktuelle Umfrage zeige, dass „75 Prozent der Krankenhäuser nicht mehr in der Lage sind, ihr nor­ma­les Leistungsangebot anzubieten. Und ausschlaggebend dafür sind die Personalausfälle“. Zeitgleich regis­triere die DKG Höchststände von coronapositiv getesteten Patienten auf den Normal­stationen. Der In­fektionsschutz sei dadurch sehr aufwendig.

„Die hohen Inzidenzen lassen auch kein Durchatmen in der kommenden Woche erwarten. Einzig positiv ist, dass die Belegung auf den Intensivstationen nicht weiter ansteigt“, sagte Gaß weiter.

Er warnte vor finanziellen Folgen für die Krankenhäuser durch Einschränkungen bei der Regelversor­gung. Der Bund wolle zwar die Unterstützung für die Krankenhäuser aufrechterhalten. So sollen die Freihaltepauschale bis Mitte April sowie die Versorgungspauschale als Zuschlag für die Behandlung von COVID-Patienten bis Ende Juni weiter gezahlt werden.

Doch das reiche nicht. „Ich kann die Politik und den Bundesgesundheitsminister nur dringend auffordern, auch über den April hinaus Klarheit zu schaffen, und das nicht nur für einen Monat, sondern langfristig“, sagte Gaß. Die Krankenhäuser würden in jedem Monat eine Milliarde Euro durch den Wegfall des bis­herigen Rettungsschirms verlieren.

„Eine hohe Zahl von positiv getestetem Personal ist für viele Krankenhäuser sehr belastend“, sagte auch der Präsident der Intensivmedizinervereinigung DIVI, Gernot Marx, der Augsburger Allgemeinen. „So ge­ben derzeit auch wieder 518 von 1.320 Intensivstationen an, in einem eingeschränkten Betrieb zu arbei­ten.“ In Nordrhein-Westfalen habe man „sehr deutlich einen Karnevalseffekt gespürt“.

Krankheits- und quarantänebedingte Personalausfälle hätten fast flächendeckend in den Kliniken in Nie­dersachsen zugenommen und brächten die Krankenhäuser in Bedrängnis, sagte auch ein Sprecher der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft.

Bundesweit verzeichneten rund 90 Prozent der Kliniken höhere Personalausfälle wegen Erkrankungen als sonst um diese Jahreszeit üblich. Das sei auch in Niedersachsen so. Gleichwohl stehe eine Überlas­tung des Gesundheitswesens nicht unmittelbar bevor.

Die hohen Infektionsraten sorgen auch in Berliner Krankenhäusern für einen höheren Kranken­stand als üblich und für Personalausfälle. Die Versorgung der Patienten sei aber nach wie vor gesichert, heißt es aus verschiedenen Häusern. Die Zahl der Mitarbeiter, die sich in Isolation begeben müssen, nehme zu. Die Aufrechterhaltung des Klinikbetriebs sei aber gewährleistet, sagte ein Sprecher der Charité.

Zum einen seien Mitarbeiter selbst an COVID-19 erkrankt. Zum anderen müssten Beschäftigte ihre Kinder zuhause betreuen – wegen Quarantäneauflagen oder weil durch den hohen Krankenstand in den Schu­len und Kitas keine Betreuung mehr gewährleistet sei, berichtete der Sprecher des Sana-Klinikums Lich­tenberg, André Puchta.

„Die Situation ist aber nicht mit dem Höhepunkt der Pandemie im Winter 2020/21 vergleichbar“, betonte Vivantes-Sprecher Christoph Lang. Es sei möglich, dass planbare Operationen verschoben werden müss­ten.

Lebensbedrohliche Erkrankungen, dringende Eingriffe wie Tumoroperationen und Notfälle würden aber grundsätzlich weiterhin ohne Einschränkung behandelt. Die Zahl der Mitarbeiter, die sich in Isolation be­geben müssten, nehme zu. Auch der Sana-Sprecher betonte, dass Ausfälle weitgehend kompensierbar seien und die Versorgung der Patienten gewährleistet werde.

Für die Kliniken bedeute die hohe Anzahl von COVID-19-Patienten auf den Normalstationen aufgrund der Anforderungen an den Infektionsschutz einen deutlich erhöhten Isolations- und damit Arbeitsauf­wand, hieß es aus Niedersachsen. Das gelte unabhängig davon, ob COVID-19 die Hauptdiagnose sei. „Die Belastung für die Beschäftigten ist immens.“ Auch die Zahl der Intensivpatienten mit COVID-19 nehme wieder zu.

afp/dpa

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