Politik

Bayern sorgt sich um Hebammenversorgung

  • Mittwoch, 20. Dezember 2017

München – Die neuen Vergütungsregeln für freiberufliche Hebammen könnten viele Entbindungsstationen in Bayern in Existenznot bringen. Darauf hat der bayerische Landkreistag aufmerksam gemacht.

„Mit dem geplanten Vergü­tungs­system gefährdet man nicht nur das bewährte bayerische Beleghebammen­system, sondern mittelfristig die gesamte Geburtshilfe in Bayern“, sagte Christian Bernreiter (CSU), Chef des bayerischen Landkreistags. Schon heute sei es schwierig, genügend Hebammen in die Fläche zu bekommen. Durch das neue Vergütungswesen würden sich noch weniger Hebammen finden lassen, die sich in der Fläche nieder­lassen. „Die Krankenkassen machen den Beruf unattraktiv“, so Bernreiter.

Schiedsspruch kontraproduktiv

Im Herbst hatte ein Schiedsspruch einen Streit zwischen den Krankenkassen und den Hebammenverbänden beendet. Demnach sollen Hebammen, die freiberuflich Geburten begleiten, nur noch zwei Entbindende gleichzeitig betreuen. Käme eine dritte Frau hinzu, bekämen sie dafür kein Geld. In Bayern arbeiten besonders viele Kliniken mit Beleghebammen – ihr Anteil liegt laut Gesundheitsministerium bei 52,1 Prozent, im Bundesdurchschnitt nur bei 17,2 Prozent.

Sie nehme die geäußerten Sorgen sehr ernst, sagte Bayerns Gesundheitsministe­rin Melanie Huml (CSU). „Deshalb werde ich mich weiter dafür einsetzen, dass bei der Umsetzung des Schiedsspruches eine bedarfsgerechte und flächendeckende Versor­gung mit Hebammenhilfe gewährleistet bleiben muss.“ Es liege an den Vertrags­partnern auf Bundesebene, den Schiedsspruch konstruktiv umzusetzen.

„Nur die Vertragspartner selbst könnten einvernehmlich bessere Vertragsinhalte ausgestalten.“ Der Freistaat selbst habe ein Zukunftsprogramm Geburtshilfe gestartet. Schwerpunkte seien die Unterstützung der Kommunen bei der „Sicherstellung der Hebammenhilfe und ein Strukturförderprogramm für Geburtshilfeabteilungen im ländlichen Raum“.

Nach Angaben des Bayerischen Hebammenverbands sprechen derzeit viele Beleg­hebammen mit ihren Klinikträgern, um individuelle Lösungen auszuhandeln. Vorstell­bar wäre es, dass die Kliniken die nun zusätzlich anfallenden Bereitschaftszeiten vergüten. Dann könnten in Spitzenzeiten rasch weitere Hebammen in Bereitschaft aktiviert werden.

dpa

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