Krankenhausgesellschaft drängt auf Vereinfachungen grenzüberschreitender Versorgung

Berlin – Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert von der Bundesregierung, ihre EU-Ratspräsidentschaft unter anderem für eine unbürokratischere grenzüberschreitende stationäre Versorgung zu nutzen.
„Die Patientenmobilität innerhalb Europas ist ein wesentliches Gut des vereinigten Binnenmarktes“, sagte der DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Doch gerade in der Zeit der Coronapandemie werde deutlich, wie schwierig es sei, Behandlungsbedarf und Behandlungsmöglichkeiten über Grenzen hinweg zusammenzubringen. „Hier gilt es, die Regelungen der europäischen Patientenmobilität mit Blick auf den stationären Bereich zu erweitern“, so Baum.
Dies sei wichtig, um auf künftige Pandemien besser vorbereitet zu sein. Die Coronakrise habe gezeigt, dass nachträgliche Behandlungsgenehmigungen extrem bürokratisch seien. Eine der Lehren für die europäische Ebene müsse daher sein, vereinfachte Kostenübernahmegarantien für grenzüberschreitende Behandlungen in Gesundheitskrisen und bei Großschadensereignissen auszuhandeln.
„Stationäre Behandlungen im unmittelbaren wohnortsnahen Ausland müssen stets unbürokratisch und ohne komplizierte Genehmigungsvorbehalte möglich sein“, betonte Baum. Die DKG begrüßte zugleich das Vorhaben, bei der Versorgung mit Arzneimitteln und medizinischen Hilfsgütern wie Schutzmaterial unabhängiger von den internationalen Märkten zu werden.
Bereits gestern hatte der Marburger Bund (MB) von der Bundesregierung gefordert, der grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Gesundheitsfragen einen höheren Stellenwert zu geben. Dies sei unter anderem nötig bei der Herstellung und Beschaffung von Arzneimitteln und Schutzmaterialien, bei der Entwicklung von Impfstoffen, beim Austausch von Daten zum Infektionsgeschehen und bei der Entwicklung von gemeinsamen Standards für Apps zur Unterbrechung von Infektionsketten, sagte die erste Vorsitzende des MB, Susanne Johna.
Auch zahlreiche Hilfswerke appellierten an die Bundesregierung, während der EU-Ratspräsidentschaft Gesundheitsthemen voranzubringen: Die Organisation „Save the Children“ fordert zum Beispiel während der EU-Ratspräsidentschaft eine neue Europäische Globale Gesundheitsstrategie auf den Weg zu bringen.
Die letzten strategischen Rahmen stammten aus der Zeit vor der Ebolaepidemie, vor dem Pariser Klimaschutzabkommen, vor der Verabschiedung der UN-Nachhaltigkeitsziele und anderer internationaler Vereinbarungen, so das Hilfswerk. Eine neue Strategie müsse nicht nur auf die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele abzielen, sondern Kinder in den Mittelpunkt rücken und Programme, Investitionen und Forschungsvorhaben besser verzahnen, hieß es von „Save the Children“.
Deutschland löst morgen Kroatien turnusmäßig bei der EU-Ratspräsidentschaft ab.
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