Bedeutung des Fahrdienstes im ärztlichen Bereitschaftsdienst nimmt weiter ab

Berlin – Der Anteil des Fahrdienstes im ärztlichen Bereitschaftsdienst nimmt weiter ab. Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zufolge lag dieser im Jahr 2015 noch bei 19 Prozent der rund 8,7 Millionen Bereitschaftsdienstfälle – 2023 waren es nur noch zwölf Prozent der rund 7,7 Millionen Fälle.
„Vor dem Hintergrund der begrenzten Bedeutung der Hausbesuche im Bereitschaftsdienst verwundert die im Entwurf des Notfallgesetzes geplante Verpflichtung der Kassenärztlichen Vereinigung einen aufsuchenden Dienst rund um die Uhr, also auch zu den allgemeinen Praxisöffnungszeiten, anbieten zu müssen, doch sehr“, sagte dazu der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.
Mit einer solchen Regelung schaffe man ein zusätzliches Angebot zur Regelversorgung, das in Zeiten des sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangels personell kaum zu stemmen sein werde.
„Schlimmer noch: Dadurch, dass Patientinnen und Patienten aus der Regelversorgung in ein solches zusätzliches Versorgungsangebot gelenkt würden, käme es unweigerlich zu immensen Fehlsteuerungen und damit zu einer deutlich geringeren Versorgungseffizienz“, so der Zi-Vorstandsvorsitzende weiter.
Dass diese Gefahr besteht, ergebe sich daraus, dass die Zahl der Patienten mit einem akuten Anliegen in der Regelversorgung sehr hoch ist. Das Zi schätzt die Zahl der vertragsärztlichen Behandlungsfälle mit akuten Anliegen auf rund ein Drittel aller Behandlungsfälle – also auf rund 200 Millionen Fälle pro Jahr.
Zudem sehe der vorliegende Gesetzentwurf auch keine Maßnahmen vor, mit denen ein unkoordiniertes Nebeneinander und Doppelvorhaltung verschiedener neuer Versorgungsangebote gezielt vermieden wird, warnte von Stillfried.
Er verwies auf den aufsuchenden Dienst, erweiterte telemedizinische Angebote in der vertragsärztlichen Versorgung sowie erweiterte Aufgaben im Rettungsdienst, wie Telenotarzt oder Gemeindenotfallsanitäter. Der Gesetzgeber müsse nacharbeiten, damit die verfügbaren Ressourcen geschont werden können.
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