Ausland

Behörden in China wollen sich nicht mit Zählen von Coronatoten aufhalten

  • Donnerstag, 12. Januar 2023
Liang Wannian/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Simon Song
Liang Wannian/picture alliance, ZUMAPRESS.com, Simon Song

Peking – Angesichts von Zweifeln an den offiziellen Zahlen der Coronatoten in China haben die dortigen Behörden erklärt, dass sie sich im gegenwärtigen Kampf gegen die Pandemie nicht mit derartigen Fragen aufhalten wollen.

„Zurzeit halte ich es nicht für nötig, in jedem Einzelfall die Ursache (des Todes) zu untersuchen“, sagte gestern der Leiter der von der Nationalen Gesundheitskommission eingesetzten Corona­expertengruppe, Liang Wanni­an, in Peking.

„Die Hauptaufgabe in der Pandemie ist es, die Patienten zu heilen“, hob Liang hervor. Der Chef der Abteilung für Infektionskrankheiten des Krankenhauses Nummer eins in Peking, Wang Guiqiang, sagte bei der Presse­konferenz, die Zahl der Coronatoten könne nachträglich anhand der Übersterblichkeit festgestellt werden.

In den vergangenen Wochen hat sich das Coronavirus in China explosionsartig ausgebreitet, die Kranken­häuser sind vielerorts mit COVID-19-Patienten überfüllt. Nach offiziellen Angaben starben in dem 1,4-Milli­arden-Einwohner-Land seitdem aber nur 37 Menschen an der Krankheit.

Vergangenen Monat hatten die chinesischen Behörden ihre Zählweise für Coronatote geändert. Nur Coronain­fi­zierte, die direkt wegen Versagens der Atmung gestorben sind, werden noch als Coronatote gezählt.

Die massive Welle in China könnte nach Modellrechnungen unabhängiger Forscher an diesem Freitag mit 3,7 Millionen Neuinfektionen am Tag ihren ersten Höhepunkt erreichen.

Wie der in London ansässige Datenverar­beiter Airfinity berichtete, könnte die Zahl der Coronatoten in China den Vorhersagen zufolge zehn Tage später auf den höchsten Stand von 25.000 pro Tag steigen.

Bis dahin könnten den Schätzungen zufolge seit Beginn der Infektionswelle Anfang Dezember vermutlich mehr als eine halbe Million Menschen in China an den Folgen von COVID-19 gestorben sein. Airfinity sagt ferner voraus, dass die Zahl der Toten bis Ende April auf 1,7 Millionen steigen dürfte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte vergangene Woche die Änderung der Kategorisierung in China. Außerdem forderte die WHO wiederholt eine schnellere und umfassendere Übermittlung von Corona-daten aus China.

Epidemiologe Liang drang heute mit Blick auf die Kritik auf eine weltweit gültige Definition von Coronato­des­fällen. „Wenn diese nicht erreicht werden kann, nimmt jedes Land eben seine eigene Klassifikation passend zu seiner Situation vor“, sagte der Leiter der Coronaexpertengruppe.

afp/dpa

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