Belegärzte im Aufwind
Berlin – Das Belegarztwesen in Deutschland sieht sich wegen der politisch gewünschten engeren Verzahnung von ambulanter und stationärer Patientenversorgung vor einer Renaissance.
„Angesichts teils dramatischer Engpässe der medizinischen Versorgung besonders im ländlichen Raum appellieren wir dringend an die Gesundheitsexperten der Koalitionssondierungen, die sektorenübergreifenden Belegarztstrukturen endlich wieder wahrzunehmen und nachhaltig zu fördern“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes der Belegärzte (BdB), Andreas Schneider, auf der Mitgliederversammlung des Verbandes in Berlin.
Positive Synergieeffekte
Die Versorgung über Belegärzte biete für Patienten zahlreiche Vorteile: Zunächst entfalle der Arztwechsel zwischen ambulanter und stationärer Behandlung und damit auch Informationsverluste bei diesen Wechseln. Doppelte Untersuchungen und Befragungen erübrigten sich. Besonders für onkologische Patienten sei die Verknüpfung von ambulanter Betreuung mit den Vorzügen des stationären Versorgungsanteils durch einen bettenführenden Facharzt eine optimale Lösung.
„Die im Rahmen der Onkologievereinbarung und neuerdings der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung beschriebenen Maßnahmen und Voraussetzungen sind von keiner anderen Organisationsform derart umfassend anzubieten wie durch den Belegarzt“, so der BdB-Vorsitzende. Das Belegarztsystem sei aber nicht nur effektiver, sondern auch kostengünstiger als andere Modelle zur Verzahnung der Patientenversorgung, so der Verbandsvorsitzende.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Belegärzte in Deutschland laut BdB aber um rund 20 Prozent auf nunmehr weniger als 5.200 zurückgegangen. Hauptursache dafür sei eine nicht ausreichende Vergütung der belegärztlichen Leistungen. „So wird nicht einmal die 24-Stunden-Rufbereitschaft für die eigenen Patienten in Belegbetten vergütet“, kritisierte Schneider.
Dabei sei das kooperative Belegarztwesen, also die gemeinsame Tätigkeit mehrerer Belegärzte derselben Fachrichtung in einer Klinik, ein Weg, auch in der Fläche eine wohnortnahe Versorgung auf qualitativ hohem Niveau zu erhalten, statt dort bestehende stationäre Strukturen zu zerschlagen. Voraussetzungen dafür seien jedoch neben rechtssicheren Rahmenbedingungen eine angemessene Vergütung, so der BdB-Vorsitzende.
Der Verband kündigte an, die Vorteile der belegärztlichen Versorgung mit Daten aus der Versorgungsforschung zu belegen. „Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wollen wir die ganze Leistungsfähigkeit des Belegarztwesens im Rahmen der Versorgungsforschung evaluieren, um das bewährte Versorgungsmodell auf Basis aktueller belastbarer Daten fortzuentwickeln und für gesundheitspolitische Entscheider und Fachärzte maximal attraktiv zu machen“, betonte Schneider.
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