Ausland

COVID-19: Appelle für globale Solidarität

  • Dienstag, 31. März 2020
/picture alliance, AP Photo
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Berlin – COVID-19 erreicht mehr und mehr Schwellen- und Entwicklungsländer. Deren Gesundheitssysteme können jedoch oft nicht das leisten, was zur Eindämmung der Pan­demie nötig wäre. Daher rufen die Vereinten Nationen (UN), die Weltgesundheits­organi­sation (WHO) und weitere humanitäre Organisationen nun die Weltgemeinschaft zur Un­terstützung auf.

Angesichts der Epidemielage in wohlhabenden Ländern gerät die Situation in Regionen, die durch Kriege, Naturkatastrophen oder Folgen des Klimawandels bereits teils seit Jahr­zehnten in Krisen stecken, in den Hintergrund.

„COVID-19 ist eine Bedrohung für die gesamte Menschheit – und die gesamte Mensch­heit muss dagegen ankämpfen. Maßnahmen einzelner Länder werden nicht ausreichen“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. Zunächst will er rund zwei Milliarden US-Dollar bereitstellen, um 51 gefährdeten Ländern in Südamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Asien zu helfen. 75 Millionen US-Dollar stünden bereits im zentralen Nothilfefonds der UN zur Verfügung.

Mit dem Geld sollen Labore ausgestattet sowie medizinische Hilfsgüter bereitgestellt werden. Auch will die UN Logistikzentren einrichten, um die Verteilung von Material, an Helfer zu koordinieren. Vor allem in Flüchtlingscamps und kleineren Siedlungen fehlen zudem bisher Anlagen zum Händewaschen. Auch die Information der Bevölkerungen der Länder sei ein wichtiges Ziel.

Nicht nur grausam, sondern unklug

„Die ärmsten und besonders gefährdeten Menschen ihrem Schicksal zu überlassen, wäre nicht nur grausam, sondern auch unklug“, erklärte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock. Das Virus könne weite Regionen destabilisieren – mit fatalen Folgen: Mangelernährung und fehlende medizinische Hilfe würden die globale Weiterverbreitung von COVID-19 erleichtern.

„Die harte Wahrheit ist, dass sie die Bevölkerung in ihrem Land nicht schützen können, wenn sie nicht zugleich Maßnahmen ergreifen, um die ärmsten Länder weltweit zu schützen“, riet Lowcock allen Verantwortlichen.

„Diese Länder benötigen unsere Unterstützung – sowohl aus Solidarität, als auch um uns alle zu schützen und die Pandemie einzudämmen“, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO. Dabei dürfe die Pandemie nicht auf Kosten anderer humanitä­rer Gesundheitskrisen bekämpft werden.

Corona kennt keine Grenzen

„Wir dürfen in diesen Tagen nicht nur nach Deutschland und Europa schauen. Das Virus wird auf der ganzen Welt die armen Regionen besonders hart treffen“, sagte Anne Jung, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei Medico International. Südafrikanische und keniani­sche Partner ihrer Organisation sprächen von einem „Disaster in Waiting“.

Überlastete oder teils nicht existente Gesundheitssysteme könnten nicht angemessen auf die Pandemie reagieren − erst recht nicht intensivmedizinisch. Besonders der einge­schränk­te Zugang zu sauberem Wasser und schlechte hygienische Bedingungen würden die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen behindern. In Slums oder Flüchtlings­lagern würden sich diese Probleme weiter zuspitzen, hieß es von Medico International.

Laut der internationalen Hilfsorganisation Oxfam haben fast drei Milliarden Menschen im Globalen Süden keinen Zugang zu sauberem Wasser oder angemessener medizi­nischer Behandlung. Millionen leben weltweit in Slums oder Flüchtlingscamps, in denen es unmöglich ist, die gebotene Distanz einzuhalten.

„Corona kennt keine Grenzen. Es muss eine globale und angemessene Soforthilfe der Internationalen Gemeinschaft für den globalen Süden geben“, forderte Jung von Medico International. Es gehe jetzt darum, eine solidarische Globalisierung auszuhandeln. Die Menschenrechte müssten Vorrang haben vor ökomischen Interessen.

Wie die UN, die WHO und Medico International sprach sich heute auch Oxfam für finan­zielle Unterstützung von Entwicklungsländern aus. Rund 160 Milliarden US-Dollar benö­ti­ge es, um die öffentliche Gesundheitsversorgung dort zu stärken. Das sei das Doppelte der gesamten Gesundheitsausgaben der ärmsten 85 Länder der Welt, so Oxfam.

„In Mali gibt es drei Beatmungsgeräte pro Million Menschen. In Sambia für 10.000 Men­schen einen Arzt“, sagte Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland. Es müsse jetzt in historischem Umfang gehandelt werden. „Andernfalls droht die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg“, so Lieser weiter.

Der Appell richtet sich an die G20-Staaten und ihre Regierungen: Umfassende Investitio­nen, mehr medizinisches Personal, kostenfreie Tests und Impfungen, sowie Gesundheits­ver­sorgung für alle, auch in den privatisierten Gesundheitseinrichtungen sind die Forde­rungen eines Fünf-Punkte-Plans von Oxfam.

„Wir können diese Pandemie nur dann besiegen, wenn wir in jedem Land gegen sie vorgehen. Niemand ist sicher, bis wir alle sicher sind“, schloss Lieser.

jff

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